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Kreuzfeld, Blumenberg-West, Festivalgelände oder Bauland “in spe” für immer?

Das große Stück Land nordwestlich von Blumenberg ist ein Dauerbrenner der Kölner Politik. Ein altes russisches Sprichwort sagt: “Wer sich an (heißer) Milch verbrannt hat, bläst (auch) auf (kaltes) Wasser.” Die negativen Erfahrungen mit der Neuen Stadt im Kölner Norden der 70-er Jahre, als (Hoch)-häuser für fast 100.000 Menschen auf der grünen Wiese gebaut wurden, bremsen selbst die kühnsten Köpfe der lokalen Politik. Zumal die bereits existierenden Pläne den neuen Stadtteil “Kreuzfeld” als Spiegelbild vom Stadtteil Blumenberg sehen, der nach drei Jahrzehnten immer noch auf der Suche nach seiner Identität ist. Also, keine so gute Grundlage für ein Vorhaben, das die Fehler der Vergangenheit vermeiden soll. Auf der anderen Seite erzeugt der ständige Zuzug nach Köln einen enormen Druck auf die Politiker, möglichst schnell und möglichst viel günstigen Wohnraum zu schaffen. Das Problem ist also von Gegensätzen geprägt: eine Einfamilienhaussiedlung brächte stabilere soziale Verhältnisse, schafft aber, im Vergleich zu einer baulich heterogenen Lösung, kaum Voraussetzungen für den Ausbau der Infrastruktur vor Ort und die Linderung der prekären Lage auf dem Markt des günstigen Wohnraumes. Kommt Kreuzfeld überhaupt? Müssen es tatsächlich 5 bis 6 Tausend Einwohner sein? Wenn ja, in welcher Form kommt es? Wie hoch dürfen die Mehrfamilienhäuser sein, damit man den dörflichen Charakter des Umlandes nicht zerstört? Wenn nicht, was sind die Alternativen? Mit diesem Beitrag lassen wir die Gegner und Befürworter im Stadtbezirk zu Wort kommen.

Alexander Litzenberger, in Zusammenarbeit mit Vera van Beveren und Stefan Yeh.

“Es ist ein großer Unterschied, ob es erst dann kommen soll, wenn da was steht, oder wir vorher die Zusage haben, das kommt, wenn es gebaut wird.”

Reinhard Zöllner, Bezirksbürgermeister, CDU

Herr Zöllner, wie ist der aktuelle Stand des Themas “Baugebiet Kreuzfeld”?

ZÖLLNER: Wir hatten verschiedene Vorlagen im STEK (Stadtentwicklungskonzept Wohnen, RED), da ging es um verschiedenste Wohnbauflächen. Das ist durch sämtliche Bezirksvertretungen gegangen. Das ist durch den Stadtentwicklungsausschuss gegangen, der hat, soviel ich weiß, keinen weiteren Beschluss dazu getroffen. Die Sache ist dann dem Stadtrat am 28. Juni vorgelegt worden und da ist die Vorlage zurückgezogen worden. Nach der Sommerpause wird sie wahrscheinlich wieder kommen. Also, schwebendes Verfahren.

Die Bezirksvertretung Chorweiler hat sich in der Vergangenheit immer gegen das Projekt Kreuzfeld, das für fünf bis sechs Tausend Einwohnern ausgelegt ist, ausgesprochen. Wie sehen Sie den aktuellen Wohnbedarf im Bezirk?

ZÖLLNER: Chorweiler ist flächenmäßig der zweitgrößte Bezirk in Köln, nach Zahl der Einwohner sind wir aber der Kleinste. Wir haben zur Zeit knapp 81 Tausend Einwohner, plus-minus 100. Wir haben in den letzten Jahren knapp 4.000 Einwohner verloren. Wir haben keinen Zuwachs. Es gibt zwei Stadtbezirke in Köln, die nicht wachsen – Chorweiler und die Innenstadt. Das ist die Situation, die wir haben.
Das STE-Konzept sieht für den Stadtbezirk Chorweiler insgesamt ca. 6 bis 7 Tausend Wohneinheiten vor.

Ich bin gegen Kreuzfeld, weil ich die Umwelt erhalten möchte. Die Infrastruktur halte ich jetzt schon für unzureichend. Außerdem befürchte ich die Entstehung eines neuen Problemviertels.

Sabine B., Blumenberg

Bei uns sind in den letzten Jahren also Leute weggezogen und wir haben kein großes Potenzial, was dazu gezogen ist und zuziehen kann. Wir haben neue große Wohngebiete in Roggendorf-Thenhoven und in Worringen-Krebelsweide. Trotzdem haben wir rückläufige Bevölkerungszahlen. Das muss man sich vor Augen führen.

Woran liegt das denn? Haben Sie eine Erklärung dafür?

ZÖLLNER: Meiner Meinung nach an dem nicht optimal ausgebauten Öffentlichen Personennahverkehr, auch an der Problematik der Einkaufssituation. Sehen Sie, wenn man mehr braucht, als ALDI oder LIDL anbieten können, findet man im Stadtbezirk nichts.

Wir haben doch das REWE-Geschäft im CityCenter?

ZÖLLNER: REWE ist schön und gut, aber für den Großeinkauf, den man üblicherweise mit dem Auto für die Familie erledigt, wenig geeignet. Daher fahren viele nach Dormagen oder nach Leverkusen zum Einkaufen, wir haben Bewegungen nach Frechen. Wir haben eigentlich leider keinen großen Supermarkt im Bezirk

Wenn man sich die Statistiken auf der Ebene der einzelnen Stadtteile anschaut, so werden die meisten Bevölkerungsverluste in Chorweiler-Mitte verzeichnet, wo man eigentlich die beste Verkehrsanbindung und die Einkaufsmöglichkeiten im Bezirk vorfindet. Welche Faktoren spielen hier eine Rolle?

ZÖLLNER: Die gute Verkehrsanbindung von Chorweiler-Mitte auf Papier funktioniert in der Realität oft nicht, wie oft erleben wir z.B. Ausfälle der S-Bahn? Dann muss man natürlich der Sache Rechnung tragen, wie die Wohnungen hier heruntergewirtschaftet sind.
Die Statistiken sagen im Übrigen für einige Stadtteile im Bezirk geringen bzw. gar keinen Bevölkerungszuwachs voraus, zum Beispiel auch für Blumenberg.

Wenn ich Sie richtig verstehe, sehen Sie keine Potentiale für die Fluktuation innerhalb des Bezirks. Die Befürworter des Kreuzfeld-Projektes aus den Reihen der SPD argumentieren, dass  in Köln ein Bedarf von bis zu 52 Tausend Wohnungen bis zum Jahr 2040 prognostiziert wird. Und das Problem sei durch die Verdichtung nicht mehr zu lösen. Somit überträgt man Chorweiler gewissermaßen eine gesamtstädtische Aufgabe. Können Sie sich vorstellen, dass mehrere Tausend Familien außerhalb vom Bezirk Chorweiler dann nach Kreuzfeld ziehen?

ZÖLLNER: In welche Situation werden die Menschen reinziehen? Sprechen wir mal über den “Ort gegenüber von Blumenberg”. Es gibt Ideen da was hinzusetzen. Aber es gibt keine konkrete Zusage wie der Öffentliche Nahverkehr aussieht, wie die Infrastruktur entwickelt wird – Geschäfte, Ärzte, Apotheken, Schulen, Kindergärten. Alle erzählen uns, das kommt dann, wenn es gebaut wird. Wir sagen aber, wir möchten es vorher auf Papier stehen haben. Wir wollen die Zusage – da kommt die Schule hin und zwar dann und dann. Und wir wollen die Zusage, dass die Bus-Linie dann und dann fahren wird. Im Vorhinein. Nicht erst, was wir in Blumenberg erlebt haben, d.h. erst im Nachhinein und nach langem Kampf. Weil – welches Druckmittel haben wir sonst in der Hand?

In unserem Interview mit Eike Danke, Ihrer Stellvertreterin und Anhängerin von Kreuzfeld, hat sie auch darauf bestanden, dass der Ausbau der Infrastruktur mit dem Wohnungsbau einhergeht. Und sie lehnt auch den Bau von Mehrfamilienhäusern, größer, als vier bis fünf Stockwerke, ab. Das heißt, Ihre Positionen sind gar nicht so weit auseinander.

ZÖLLNER: Es ist ein großer Unterschied, ob es erst dann kommen soll, wenn da was steht, oder wir vorher die Zusage haben, das kommt, wenn es gebaut wird.

Wer soll die Zusagen machen?

ZÖLLNER: Die KVB muss erklären, ja, die Bus-Linie kommt. Die Stadt muss sagen, ja, es soll ein großer Supermarkt kommen, es wird da gebaut.

Die Zusagen sollen also im Vorfeld gemacht werden?

ZÖLLNER: Ja, natürlich. Wir haben hier im Kölner Norden mehrere Baufehler erlitten, wir haben Chorweiler, Chorweiler-Nord und Blumenberg erlebt. Und alle drei Orte haben Probleme. Zum einen muss dafür gesorgt werden, dass die Probleme verschwinden, zum anderen, muss man aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Und da ist erst immer gebaut worden und danach geschaut: was machen wir denn jetzt? Wenn man privat ein Auto kaufen will, gibt man das Geld aus und guckt erst dann, ob es reicht? Oder überlegt man im Vorfeld, was geht und was nicht? Es wird gesagt: wir wollen wachsen. Toll! Ich habe auch nichts gegen 100 Tausend Einwohner im Stadtbezirk, sage ich schlicht und einfach. Aber bitte, es muss funktionieren. Und wenn die Gebäude gebaut sind und es nicht funktioniert, dann sind wir alleine gelassen. Und dann können wir gucken, wie wir damit klar kommen. Das ist mein Problem, das ich da habe. Ich will vorher die Zusagen von der Stadt und den städtischen Betrieben haben. Wir haben schon Probleme mit den Kindergärten hier gehabt, dann hatten wir gesagt, dass die Stadt die KiTas bauen soll, wenn es mit den Trägern nicht klappt. Dann ist uns gesagt worden, dafür habe man das Potential nicht. Auf diese Aussage hin soll man einen neuen Stadtteil bauen?

Das Beispiel mit dem Auto ist sehr anschaulich, es geht aber scheinbar nicht um Luxusoptionen, – die Situation auf dem Wohnungsmarkt in Köln ist recht angespannt. Wir haben den Zuzug von außerhalb von Köln, auch die Tausende von Flüchtlingen müssen demnächst vernünftig untergebracht werden. Was sagen Sie jetzt den Menschen, die händeringend nach einer Wohnung suchen und, ohne den großflächigen Wohnungsbau, wohl keine gute Bleibe finden werden?

ZÖLLNER: Die Fehler, die in der Wohnungspolitik gemacht wurden, sind vor Jahren gemacht worden. Und auch zuletzt wurden gewaltige Fehler in der Wohnungsbaupolitik gemacht. Schauen Sie doch mal an, kein Mittelständler investiert mehr in den Wohnungsbau. Warum? Weil ab drei Wohnungen muss im Gebäude entsprechend eine Sozialwohnung dabei sein. Wenn der Handwerker das Haus als Altersvorsorge betrachtet, wird er kein Mehrfamilienhaus mehr bauen.

Es ist wahrscheinlich auch nicht seine Aufgabe, sondern eher die der großen Player auf dem Wohnungsmarkt, wie die GAG oder die Aachener. Die haben die Kapazität und die Erfahrung…

ZÖLLNER: Das sehe ich anders. Die großen Gesellschaften wollen große Flächen haben, wir haben aber im Stadtbezirk genügend Bauflächen für einzelne Mehrfamilienhäuser. Da ist aber durch den Ratsbeschluss den kleinen Anlegern die Möglichkeit genommen. Es sind vor Jahren auch die Rückzahlungsauflagen für den Sozialbau geändert worden, die eine negative Auswirkung auf die Bereitschaft haben, in sozialen Wohnungsbau zu investieren.
Ich kann mir auf der anderen Seite auch nicht vorstellen, dass Leute in Scharen in den Kölner Norden ziehen werden. Wer sucht denn die Wohnungen? Junge Familien. Die gucken natürlich auf den ÖPNV, wie komme ich zur Arbeit? Und dafür braucht man hier ein Auto. Bei einer Familie ab einem Kind aufwärts braucht man sogar zwei Autos. Diese Probleme sehen wir in Blumenberg, sehen wir in Worringen. Wir haben auch keine schnellen Verbindungen. Wir sind der einzige Stadtbezirk ohne direkte Anbindung an die Innenstadt.

Welche Möglichkeit hat die Bezirksvertretung, Einfluss auf das Thema Kreuzfeld zu nehmen?

ZÖLLNER: Die Bezirksvertretung hat das Anhörungsrecht, das sie auch in Anspruch genommen hat. Sie hat ihre Anmerkungen zum Beschluss gemacht. Jetzt warten wir darauf, wie man entscheidet.
Ich erwarte im Vorfeld der Entscheidung über das große Baugebiet an Blumenberg, dass andere Großbaustellen umgesetzt sind: der Blumenbergsweg mit der Anbindung an die A57, die Merkenicher Autobahnbrücke. Im letzteren Fall muss der Stadtbezirk mit enormer Verkehrslast rechnen. Zusätzlich gibt es Planungen für den Retentionsraum Worringer Bruch. Das ist auch ein Großbauprojekt, das hier im Kölner Norden umgesetzt wird.

Wie ist die Abstimmung über Kreuzfeld in der Bezirksvertretung abgelaufen?

ZÖLLNER: Ich kann Ihnen dazu nichts sagen, weil dies ein nichtöffentlicher Teil gewesen ist. So hat uns das die Verwaltung vorgegeben. Weil es zum Teil um Flächen geht, die in privater Hand sind, achtet man auf den Schutz der Eigentumsrechte.
Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass nicht nur Blumenberg vom Bau des neuen Stadtteils betroffen sein wird, sondern auch andere angrenzende Stadtteile, wie Weiler, Roggendorf-Thenhoven, Worringen, Pesch, werden Auswirkungen spüren und müssen somit in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden.

Auf dem Foto: Reinhard Zöllner, Bezirksbürgermeister, CDU


“Wenn wir zweieinhalb Tausend neue Wohneinheiten bauen, können wir damit die schon lange gewünschten infrastrukturellen Maßnahmen anstoßen…”

Eike Danke, Stellvertretende Bezirksbürgermeisterin, SPD

Frau Danke, wie begründen Sie die Notwendigkeit von Kreuzfeld?

EIKE DANKE: Es gibt die eindeutige Bevölkerungsprognose, dass Köln bis 2040 um ca. 20% wächst. Daher muss dringend Wohnraum geschaffen werden. Wir haben jetzt schon zu wenig Wohnraum für Familien, Studenten und zunehmende Singlehaushalte, und auch Flüchtlinge, die wir integrieren müssen. Und es wird noch weiteren Zuzug geben. Es ist ein Auftrag an die Kommunalpolitik, eine verantwortungsvolle und nachhaltige Stadtentwicklung zu betreiben, damit sich die Menschen in der Stadt ihre Wohnung noch leisten können.

Der Wohnbedarf in der Stadt wird also wachsen und die SPD sieht die Lösung in großen Baugebieten, wie zum Beispiel Kreuzfeld?

EIKE DANKE: Es macht erstens Sinn, am Stadtrand das Baugebiet noch zu erschließen, um eben neue Wohneinheiten zu schaffen, und zweitens, um Blumenberg strukturell weiter zu fördern. Dabei müssen die damaligen Planungsfehler von Blumenberg vermieden werden. Unter moderner Stadtentwicklung verstehe ich, vollzogene Bauvorhaben zu reflektieren und zu evaluieren und daraus Schlüsse zu ziehen, wie man es besser machen kann. Wir brauchen Wohnungen, und es ist auch dringend notwendig, in einer gesamtheitlichen Planung die Infrastruktur für den gesamten Kölner Norden, insbesondere für Blumenberg, Fühlingen, Roggendorf-Thenhoven-Weiler, aber auch im erweiterten Umkreis für Worringen, Esch, Pesch Auweiler usw. zu verbessern.

Meine Forderung ist, das Bebauungsplanverfahren von Kreuzfeld neu aufzurollen, mit Einfamilienhäusern und  Mehrfamilienhäusern. So, dass man schon ähnlich wie in Blumenberg baut, aber mit einer neuen Infrastruktur, die Sinn macht. Wenn wir zweieinhalb Tausend neue Wohneinheiten bauen, können wir damit die schon lange gewünschten infrastrukturellen Maßnahmen anstoßen, wie der Ausbau des Blumenbergsweges mit Anschluss an die A 57 und mit einem Fahrradweg und Beleuchtung, sowie einem zuverlässigen ÖPNV.

Es gibt Stimmen, auch aus den Reihen der SPD, dass man die angepeilte Bewohnerzahl von 5 Tausend Menschen in Kreuzfeld nur mit einer deutlich höheren Bebauung, bis zu sieben Stockwerke, erreichen kann.

EIKE DANKE: Die Bevölkerung sollte  sich hier aktiv einbringen, z.B. über ihre Bürgervereine, damit wir deutlich machen können, dass man die Erschließung eines neuen Baugebietes befürwortet, aber die Akzeptanz nur da ist, wenn die Bebauung sozial- und naturverträglich mit der Umgebung erfolgt. Ich bin als Politikerin ein Fan davon, nicht nur Politik und in diesem Falle Stadtentwicklung für, sondern MIT den Bürgern gemeinsam zu machen. Das erhöht die Akzeptanz und mindert die „Politikverdrossenheit“.

Im Stadtrat ist die Schwarz-Grüne Mehrheit wohl gegen das Baugebiet Kreuzfeld.  Welche Möglichkeiten haben die anderen Parteien, bzw. Bürger, um Kreuzfeld doch entstehen zu lassen?

EIKE DANKE: Die Grundmeinung von Schwarz-Grün ist wohl, dass sie nicht wollen, dass ein Stadtteil im Grünen einsteht, wo die Infrastruktur fehlt. Sie haben nie ganz klar gesagt, dass sie komplett gegen diese Stadtentwicklung sind. Und so haben sie auch in der Bezirksvertretung den Antrag gestellt, erst den Blumenbergsweg ausbauen, dann den Retentionsraum und dann soll noch ein Krankenhaus gebaut werden. Das sind letztendlich Hürden, von denen man sehen muss, wie realistisch sie sind.
Die eigentliche Frage ist – wie man die unterschiedlichen Strömungen unter einen Hut bekommt? Es ist notwendig, diese Bauvorhaben und Infrastruktur parallel zu realisieren.
Es gibt auch Ideen, z.B. beide Stadtteile – Blumenberg und Kreuzfeld – zu verbinden, z.B. mit einem Deckel über der S-Bahn, um größere Einzelhandelsflächen

Ich bin für die Bebauung von Kreuzfeld weil vor allem für junge Familien und Singles bezahlbarer Wohnraum fehlt. Blumenberg kann davon nur profitieren. Ich wohne seit 26 Jahren in Blumenberg und habe diese Entscheidung noch nicht bereut. Kreuzfeld war damals schon in Planung, das war uns bewußt.

Mathilde Dröge, Blumenberg

(Nahversorgung) zu ermöglichen. Kleingewerbe soll möglich sein, damit es nicht so eine Schlafstadt wird. Es soll ein lebendiger Ort mit kulturellen Einrichtungen und Sportplätzen werden. Ich selbst befürworte hier auch, gar nicht von einem isolierten neuen Stadtteil zu sprechen, sondern von Blumenberg-West. Als ich mich letztens mit meiner Tochter darüber unterhielt, sprach sie versehentlich von „Kreuzblumenfeld“  oder „Kreuzblumenberg“. Das finde ich auch eine nette Variante, dann hätten wir vielleicht auch einen neuen Standort für die „Kreuzblume“.

Dann stellt sich die Frage, wie geht die Stadtverwaltung bzw. der Stadtentwicklungsausschuss damit um?  Wie wird eine Beteiligung der Bevölkerung geplant? Wir wissen, die Stadt muss bauen, es müssen Wohnungen entstehen, und wir akzeptieren das, wenn es so gestaltet wird, dass wir damit gut leben können. Es gibt inzwischen Projekte in Köln, wo die Entwicklung neuer Stadtteile mit Bürgerbeteiligung gut funktioniert hat.

Die Blumenberger der ersten Stunde beschweren sich oft, dass, als man angefangen hat hier zu bauen, die Baupläne ganz anders waren. Es ging hauptsächlich um Einfamilien- und Reihenhausbau.  Und erst dann begann der Sozialbau. Diese Skepsis in Bezug auf die Zuverlässigkeit der Haltung der Stadt wird auf Kreuzfeld projiziert. Der Druck, mehrere Wohneinheiten zu beschaffen, könnte doch dazu führen, dass man versucht schnell Häuser zu bauen, ohne die notwendige Infrastruktur?

EIKE DANKE: Es gibt schon mehrere Bauprojekte in Köln, wo man Millionen investiert in die Gestaltung des neuen Stadtteils und nimmt die Bevölkerung mit ins Boot. Man ist ja schlauer geworden, man merkt, wie wichtig und wertvoll es ist, die Bevölkerung mit einzubeziehen und nicht gegen sie zu bauen. Vor 40 Jahren, als Blumenberg gebaut wurde, war das wahrscheinlich noch anders. In Blumenberg sehe ich heute die aktive Bürgerschaft, die sich sinnvoll und verantwortungsvoll einbringen kann.

Neulich gab es die Mitteilung, dass die Mehrheit im Stadtrat die Verwaltung mit der Suche nach geeigneten Flächen für Festivals und Zirkusveranstaltungen beauftragt hat. Und sie hat unter anderem Kreuzfeld als Standort ins Gespräch gebracht. Was halten Sie davon?

EIKE DANKE: Das halte ich für unsinnig und kann es nicht verstehen. Einerseits argumentieren die Grünen damit, dass das Gebiet verkehrstechnisch nicht gut angebunden ist und das Naturschutzgebiet in der Nähe ist und deshalb nicht gebaut werden soll und dann schlagen die Grünen einen Festivalplatz vor, der Verkehr und Lärm nach sich zieht. Da hat jemand wohl nicht nachgedacht.

Sie wohnen ja schon lange in Blumenberg, knapp 26 Jahre. Sie sind nicht nur SPD-Mitglied und stellvertretende Bezirksbürgermeisterin, sondern eben Blumenbergerin. Können Sie ruhigen Gewissens Ihren Nachbarn sagen, ja, Kreuzfeld ist eine gute Sache!

EIKE DANKE: So, wie wir hier jetzt Kreuzfeld diskutieren, ja! Ich höre auch von Nachbarn, die damit rechnen, dass es kommt und sie versprechen sich davon bessere Infrastruktur und machen sogar Vorschläge. Wir haben unsere Häuschen mithilfe von sog. Muskelhypothek gebaut: wir waren in so einer Baugemeinschaft (Schreiner, Elektriker, Sanitär, Heizungsbauer, Architekt) und die Familien haben zusammen selbst sieben Häuser mitgebaut. Und das ist wiederum ein Projekt, das man für Kreuzfeld vorstellen kann. In meinem Umkreis sind die Leute eher dafür.  Das ermöglicht auch Familien mit weniger Einkommen ein Häuschen im Grünen und stärkt die Gemeinschaft eines neuen Stadtteils. Ich wäre massiv enttäuscht, wenn über die Bürger hinweg eine Hochhaus-Bebauung erfolgen würde. Dann würde ich mit den Bürgern dagegen kämpfen. Diese Entwicklung kann ich mir aber nicht vorstellen.

Auf dem Foto: Eike Danke, Stellvertretende Bezirksbürgermeisterin, SPD

Seit Jahrzehnten gibt es immer wieder Diskussionen über die Gründung des neuen Stadtteils Kreuzfeld. Die IG-Blumenberg e.V. hat bereits bei der letzten Anfrage in der Bezirksvertretung ein Positionierungspapier veröffentlicht, wo wir uns ganz klar gegen den Bau des Stadtteils ausgesprochen haben. Laut dem alten Bebauungsplan sollte es eine Kopie von Blumenberg werden. Bei der neuen Anfrage der SPD-Ratsfraktion möchte man den Bebauungsplan für Kreuzfeld neu gestalten.

Man möchte auch die Bürgerbeteiligung so früh wie möglich bei der Planung mit berücksichtigen. Das ist der richtige Ansatz dem steigenden Wohnungsbedarf in Köln entgegen zu wirken.

Wir stehen aber auch hinter der Forderung, dass man zuerst die Infrastruktur (wie z. B. die Erweiterung des ÖPNV, Erweiterung des Blumenbergsweg und Neubau eines Fahrradweges, Anbindung an die A57) schaffen muss, bevor man mit dem Bau von Kreuzfeld bzw. einer Erweiterung von Blumenberg beginnt. Da dieses Thema für uns in Blumenberg sehr wichtig ist, stehen wir, die IG-Blumenberg e.V., ständig im Austausch mit allen politischen Parteien.

Johannes Petrikowski, Vorsitzender des IG Blumenberg e.V.


Blumenberg und Kreuzfeld: Der Überblick

etwa
5000 v.Chr.

Bereits in der Jungsteinzeit gab es hier Siedlungen. Beim Bau der Grundschule in Blumenberg sind Überreste von Pfahlbauten gefunden worden.

Damals sah die Landschaft noch völlig anders aus. Es war eine Auenlandschaft mit vielen Rhein-Nebenarmen, vergleichbar mit einem Flussdelta im Mündungsbereich. Vermutlich wurde hier überwiegend Fischfang betrieben.

Auch im Bereich von Kreuzfeld sind archäologische Bereiche entdeckt, aber nicht geborgen worden.

1288

Auch im späten Mittelalter fand hier DER große „Showdown“ statt, welcher den Grundstein für die besondere Beziehung zwischen Köln und Düsseldorf legte.

Ausgelöst von Erbstreitigkeiten und auch der ausgenutzten Gelegenheit des Kölner Bürgertums mit dem ungeliebten Erzbischof abzurechnen, fand hier die Schlacht von Worringen statt.

Die Erhebung, auf der Blumenberg errichtet wurde, nannte man wahrscheinlich in Anbetracht der vielen Opfer zunächst einmal Blutberg. Ein Feldweg in der Nähe trägt heute noch diesen Namen.

1922

Die neuere Geschichte startete im vergangenen Jahrhundert. Der damalige Oberbürgermeister, Konrad Adenauer, hat erkannt, für die Zukunft der Stadt Landreserven erwerben zu müssen.

Schon kurz nach der Eingemeindung sind erste Stadtplanungskonzepte erstellt worden. Die Ford-Werke waren die ersten Nutzer des neuen Gewerbegebietes.

um 1957

Im Rahmen der „Neue Stadt“ wurde in den 50- und 60-er Jahren der ganze Kölner Norden städtebaulich erfasst, um eine große Trabentenstadt im damals modernen Stil zu erbauen.

Einige der umliegenden Dörfer wurden in Gewerbegebiete umgewandelt, einige in den Städtebau integriert. Aber auch auf der sprichwörtlichen „grünen Wiese“ wurden Siedlungen hochgezogen. Als Krönung galt die Hochhaussiedlung Chorweiler.

um 1970

In den Norden führend reduzierten sich die Geschosse der Gebäude wieder von Chorweiler-Nord in Richtung Blumenberg.

Blumenberg wurde in den 70-er Jahren geplant. Die städtebaulichen Ansätze der 60-er hatten sich zwischenzeitlich wieder geändert, dennoch sind einige Elemente aus den ursprünglichen Konzepten erkennbar. Auch die größte Öko-Siedlung der damaligen Zeit ist hier entstanden.

um 1980

Während Blumenberg noch im Aufbau war, fanden die Planungen für Kreuzfeld statt und wurden auch abgeschlossen, sowie erste Grundstücke verkauft.

Aufgrund von auftretenden strukturellen Problemen in Blumenberg wurden sämtliche Bauvorhaben in Kreuzfeld auf Eis gelegt. Zunächst sollte der Bau von Blumenberg abgeschlossen werden.

Dies ist übrigens mit ein Grund, warum das Jugendzentrum Blu4Ju weiterhin in einem provisorischen Gebäude untergebracht ist. Der Betreiber möchte erst nach Abschluss von Kreuzfeld ein größeres Gebäude zentral von beiden Stadtteilen errichten.

Sep. 2005

(KStA1)

Nachdem der Aufbau der Infrastruktur nur schleppend voran ging, kam man zwischenzeitlich zu der Auffassung, dass es sinnvoller wäre, bestehende umliegende Ortschaften zu vergrößern. Diese sind natürlich gewachsen und besitzen eine Gemeinschaft und man muss nicht komplett von Null beginnen.

Das Bauvorhaben von Kreuzfeld wurde komplett aufgehoben. Der Plan einiger Politiker, Kreuzfeld sogar komplett aus dem Bebauungsplan zu entfernen, fand allerdings keine Mehrheit.

Jul. 2013

(KstA2

Medien3

Beschluss4)

Vorrangig von der FPD sind die alten Planungen von Kreuzfeld wieder aufgegriffen worden und im Rat beantragt, die Bebauung nach diesen Plänen auszuführen, trotz der Erfahrungen mit Blumenberg. Es fand sich jedoch keine Mehrheit dafür.

Einige grundlegende städtebauliche Kenntnisse sind hinzugekommen und benötigen erst einmal eine neue Untersuchung.

Nov. 2015

(Medien5)

Architektur-Studenten der TH Köln hatten als Aufgabe, die Umgebung von Blumenberg und Kreuzfeld theoretisch zu bearbeiten. Einige interessante utopische Konzepte sind entstanden, welche sicher nie ausgeführt werden. Diese Konzepte wurden freundlicherweise an einem Abend in Blumenberg für die Bevölkerung ausgestellt.

Dez. 2015 (KStA6)

&

Feb. 2016

(Beschluss7)

Vertreter der SPD und auch der Stadtentwicklungsausschuss haben das Thema Kreuzfeld wieder aufgegriffen. Nach den Hochrechnungen wird die Nachfrage nach Wohnungen in Köln noch weiter dramatisch ansteigen. Das Füllen von Baulücken und die Vergrößerung würden diese nicht abdecken können, – wenn die Prognose stimmen sollte.

Der Antrag wurde sowohl im Rat der Stadt Köln als auch im Stadtentwicklungsausschuss zwar nicht kategorisch zurückgewiesen, aber zurückgestellt. Eine ungewöhnliche Vorgehensweise war, dies in diesem Stadium im Rat zu beantragen.

Gefordert wurden:

Durchführung von weiteren Untersuchungen, z.B. Umweltgutachten, neue Begebenheiten beim Hochwasserschutz, ungedämpfte S-Bahngleise.

Vorrangig sollte nur ein Großprojekt im Bezirk gebaut werden, z.B. der Retentionsraum, Ausbau der Autobahnbrücke.

Die Möglichkeit einer räumlichen Anbindung an Blumenberg zu beachten. Dazu müsste beispielsweise die Mercatorstr. als Hauptverkehrsstraße beruhigt werden.

Mai 2016

(Beschluss8)

Zu erwähnen ist auch das Stadtentwicklungskonzept, das derzeit in den Politischen Gremien zur Diskussion steht. Auch hier ist Kreuzfeld als mögliche Bebauungsfläche berücksichtigt.

Apr. 2016

(Beschluss9)

Sicherlich unabhängig zu der Planung von Kreuzfeld, aber bestimmt hat das Auswirkungen darauf: Die Stadt ist dabei, über die politischen Instanzen das Bebauungsrecht zu überarbeiten, besonders das Genehmigungsverfahren zu vereinfachen.

1 http://www.ksta.de/die-notbremse-fuer-kreuzfeld-gezogen-13253618

2 http://www.ksta.de/koeln/stadtentwicklung-fdp-will-neuen-stadtteil-bauen-5595116
http://www.ksta.de/koeln/fdp-antrag-neuer-stadtteil-kreuzfeld-abgelehnt-908230
http://www.ksta.de/koeln/wohnungsbau-neuer-stadtteil-nicht-vom-tisch-908946

3 http://www.worringen-pur.de/Archiv/Esch_g_Neonazis_0612/Unwetter-Worringen_0712/Japan_2_Jahre_danach/Kreuzfeld_13/kreuzfeld_13.html
http://www.koeln-blumenberg.de/index.php/blumenberg/216-ig-blumenberg-bezieht-position

4 https://ratsinformation.stadt-koeln.de/to0050.asp?__ktonr=148488&search=1
https://ratsinformation.stadt-koeln.de/to0050.asp?__ktonr=148267&search=1

5 http://blog.akoeln.de/blog/2015/11/24/ein-weites-feld-ausstellung-in-blumenberg-pressestimmen/

6 http://www.ksta.de/koeln/–sote-koeln-kreuzfeld-neuer-anlauf-fuer-neuen-stadtteil-23396182

7 https://ratsinformation.stadt-koeln.de/to0050.asp?__ktonr=196987&search=1
https://ratsinformation.stadt-koeln.de/to0050.asp?__ktonr=198640&search=1

8 https://ratsinformation.stadt-koeln.de/to0050.asp?__ktonr=202992

9 https://ratsinformation.stadt-koeln.de/to0050.asp?__ktonr=200901

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