Meine Abrechnung mit der Politik in Chorweiler

5 Punkte, die Chorweiler zu einem lebenswerteren Standort machen würden.

Gastbeitrag von Leonid Syrota

Seit fast 2 Monaten wohne ich nun 200 km von Chorweiler entfernt. Weit von der Kölner Lebensweise und dem berühmten Kölner Dom entfernt. Ich lerne jeden Tag andere Menschen kennen. Zu den Grundfragen die mir gestellt werden, gehört die Frage, wo ich denn herkomme. Meine Antwort lautet: „Köln-Chorweiler.“ Und von der Hälfte der Fragenden kommen dann ähnliche Aussagen wie diese: „Chorweiler? Das Assi-Viertel aus Köln? Das habe ich mal im Fernsehen gesehen.“ Mit dieser Aussage werden viele in Chorweiler wohnende bzw. aus diesem Ort stammende Mitbürger konfrontiert. Es hat mich erstaunt, dass sogar Menschen außerhalb des Rheinlands unseren Stadtbezirk kennen. Leider in negativer Sichtweise. Doch ich sehe mich als Botschafter unseres Bezirks und erzähle den Gesprächspartnern, wie meine Zeit in Chorweiler verging. Meistens hilft ein Gespräch die Meinung zu ändern. Denn ich habe alles live erlebt, – ich bin kein Profit-geiler Medienvertreter, der gute Storys braucht. Es gibt aber leider einige Gründe, warum die meisten Menschen aus Chorweiler, bei der Frage nach ihrem Herkunftsort, lediglich mit „Köln“ antworten. Der Kölner liebt doch eigentlich sein „Veedel“ (Stadtteil auf Hochdeutsch) und ist stolz drauf? Das mag zutreffen, aber bei Menschen aus Chorweiler sehe ich leider dieses Verhalten kaum. Engagierte Menschen sind eher dazu bereit, als Menschen, die lediglich in Chorweiler aus Alternativlosigkeit leben und nicht zufrieden sind.

Ich kann mich als stolzen Lokalpatrioten bezeichnen. Aber nicht als Kölner, das spielte für mich immer eine zweitrangige Rolle. Als erstes sehe ich mich immer als Chorweilerianer. Denn dieser Stadtbezirk hat mir Freizeit, Bildung, Spaß etc. geboten. In diesem Bezirk bin ich groß geworden. Wir wohnen etwas abseits von der Innenstadt, was einige Vorteile schafft. Aus Chorweiler kann man viel herausholen! Es gibt hier viele Möglichkeiten. Man muss sie nur umsetzen können. Leider ist unsere Abseitslage unter anderem daran schuld, dass die Kölner Kommunalpolitik sich mit Chorweiler nicht gerne befasst. Doch warum läuft es dann in Rodenkirchen besser?

… ich sehe mich als Botschafter unseres Bezirks und erzähle den Gesprächspartnern, wie meine Zeit in Chorweiler verging. Meistens hilft ein Gespräch die Meinung zu ändern.

Warum haben wir dort weniger Armut, mehr Arbeit und mehr Perspektiven? Die Politik stellt die Weichen für einen Erfolgs-Kurs eines Stadtbezirkes. Wurde dies etwa in Chorweiler nicht gemacht? Hat man den Stadtbezirk nur so vor sich hin entwickeln lassen, ohne jegliches Eingreifen der Politik? Die Grundfrage, die ich Ihnen nicht beantworten kann, da ich politisch nicht mehr in Chorweiler tätig bin ist:

Gibt es ein Konzept für Chorweiler?

Fragen Sie ruhig einen Politiker, – er wird Ihnen leider keine konkrete Antwort geben können, denn sonst wäre diese schon längst in der Presse bekannt gegeben.
In diesem Artikel werde ich Ihnen 5 Punkte nennen, welche ein Problem für unseren Stadtteil darstellen. Für die Lösung dieser Probleme werde ich Ihnen dann Punkte nennen, welche, wie schon im Titel gennant, Chorweiler zu einem lebenswerteren Standort machen können.

Der erste Teil dieser Reihe wird sich mit dem Punkt 1 und 2 beschäftigen.

1. Politische Beteiligung

Vorweg: Chorweiler hat kein Problem mit Linksextremismus, Islamismus und Rechtsextremismus. Keine Demos, keine Anschläge und keine politisch motivierten Straftaten von erheblichem Maß ereignen sich in Chorweiler. Doch schauen Sie sich mal die letzen Wahlbeteiligungen an. Bei der OB-Wahl waren nur rund 14% der Chorweilerianer wählen gegangen. Ein Köln-weites Rekordtief. Auch bei Wahlen zum Deutschen Bundestag wählten lediglich 42,5% wahlberechtigte Bürger. Auch dieser Wert stellt ein Rekordtief dar. Doch was die Menschen denken, ist, dass die Politiker da oben, eh nichts tun und sich mit dem Stadtteil nicht befassen. Den Menschen ist nicht bewusst, dass vor allem die Kommunalwahlen entscheidend für die Politik für Chorweiler ist.

Es wundert mich nicht, dass es zu solchen Einstellungen kommt. Außer der SPD sehe ich keine einzige Partei, die im Wahlkampf Präsenz in unserem Stadtteil zeigt. Von den Jugendorganisationen der restlichen Parteien ganz zu schweigen. Politikverdrossenheit wird damit weiter befördert. Denn in einer Demokratie sollte man eine große Auswahl an Parteien haben. Doch leider wird dieses nur auf dem Wahlzettel alle 4 bzw. 5 Jahre sichtbar. Die Realität sieht anders aus. Vor kurzem gab es eine großartige Aktion: „Platz für Chorweiler“. Die SPD war selbstverständlich vertreten, doch wo blieb der Rest? Es ist beschämend für eine Demokratie, dass eine Partei davon

Eine Anregung wäre eine öffentliche Podiumsdiskussion von Parteien auf dem Pariser Platz. Dies wäre hier eine erstmalige Veranstaltung.

profitiert, dass andere Parteien sich nicht blicken lassen. Aber es ist eben auch ein absolutes Totalverschulden der anderen Parteien. Man sieht es auch am Wahlergebnis. Was denken sich bloß die Verantwortlichen? Hauptsache die Stammwähler sichern, die sich nicht in Chorweiler befinden. Wären sie hier, so würde man diesen natürlich hinterher rennen. Es wundert mich nicht, warum wir hier so einen Zustand haben.

Ich stelle Ihnen ein paar Fragen:

  • Gibt es in Chorweiler ein Wahlkreisbüro einer Partei, die im Kölner Stadtrat, im nordrhein-westfälischen Landtag oder im Deutschen Bundestag ihren Sitz hat?
  • Gibt es in Chorweiler politische Veranstaltungen, wie z.B. die Fraktion vor Ort von der SPD?
  • Gibt es in Chorweiler Informationsstände von Parteien?
  • Gibt es in Chorweiler eine Möglichkeit sich als Jugendlicher zu engagieren, ohne politische Vorkenntnisse zu haben?
  • Gibt es in Chorweiler überhaupt eine Möglichkeit, über Politik informiert zu werden ohne eigene Initiative?

Wenn alle großen politischen Parteien diese Fragen lösen würden, so denke ich mir, würden wir mehr Begeisterung für Politik haben und Chorweiler würde in diesem Sinne politisch mehr aktiv sein.
Eine Anregung wäre eine öffentliche Podiumsdiskussion von Parteien auf dem Pariser Platz. Dies wäre hier eine erstmalige Veranstaltung.

2. Kriminalität und Sicherheit

Das größte Problem stellt für Chorweiler die Sicherheit dar. Es ist eher ein von außen beschriebenes Problem. Chorweiler steht in den Medien als assozialer und Kriminalität anziehender Stadtteil.

Ich sehe das Problem nicht ganz so. Denn Chorweiler ist sicherer geworden. Ja, das kann man sagen. Doch wie kann man das Image weiter verbessern? Es wäre schön, wenn die Presse berichten würde, dass Chorweiler kaum kriminell ist. Jedoch leider dringen negative Schlagzeilen über Straftaten in Chorweiler in die Presse.
Letztens wurden drei Menschen innerhalb kurzer Zeit hintereinander in Chorweiler von Intensivstraftätern meines Alters (16-18) beraubt. Negative Schlagzeilen kamen in die Zeitung. Als Chorweilerianer kann ich nur sagen, dass das zwar heftig war, so etwas aber schon lange nicht mehr passiert ist.

Die Täter wurden von der Polizei ermittelt. Die Menschen in Chorweiler und ich waren beruhigt. Für Wiederholungstäter wäre es angemessen, wenn die Täter in Untersuchungshaft landen würden. Doch das ist leider nicht passiert. Die Presse vermeldet, dass die Täter aus der U-Haft entlassen wurden. Für mich ist das eine Schande, wie wohl für jeden friedlich lebenden Menschen in Chorweiler. Solche Intensivtäter rücken unseren Stadtteil in ein schlechtes Licht und stellen die öffentliche Ordnung in Gefahr. Zum Glück hat sich darauf folgend nichts Schlimmeres ereignet. Ich würde mir von der Justiz härtere Strafen wünschen, was ja meistens eine Ermessenssache des Richters ist. Härtere Haftstrafen und Geldstrafen. Je nach Fall sollte mehr auf Jugendhaft gesetzt werden, anstatt auf Sozialstunden. Sind die Täter ausländische Staatsangehörige? Dann können diese, sobald eine gewisse Strafe verhängt worden ist, abgeschoben werden. Auch dies kann ich nur begrüßen, denn somit wäre das Problem ganz gelöst. So ist es nun mal. Ich bin auch ein Zugezogener und habe mich als Einwanderer benommen. Wer das deutsche Gesetz nicht befolgt und akzeptiert, hat hier nichts zu suchen und kann dann Chorweiler nicht weiter Schaden zuzufügen.

Auch würde ich eine intensive Strafverfolgung von Cannabisbesitz begrüßen, da ich leider öfter feststellen musste, dass in Chorweiler Cannabis leicht zu besorgen ist und Ermittlungsverfahren wegen Eigenbedarf eingestellt worden sind. Das ist der falsche Weg! Cannabis-Besitz ist eine Unterstützung des Schwarzmarktes.

Es fehlt hier (in Chorweiler, Red.) an Beamten, welche dringend auch hier benötigt worden wären, da mehr Polizeipräsenz zu weniger Straftaten führen kann.

Der Geruch von Cannabis ist besonders abends im Stadtteil wahrnehmbar und kann eventuell damit in Zusammenhang gebracht werden, dass es überhaupt zu Kriminalität kommt, da die Droge ja irgendwie finanziert werden muss.

Doch schauen wir uns mal die Zahl von Polizeibeamten an. In Nordrhein-Westfalen haben wir 40.202 Polizeibeamte. So kommen auf 447 nordrhein-westfälische Bürger ein Polizeibeamter. In Hessen kommen auf 338 hessische Bürger ein Polizeibeamter. In Bayern kommen auf 314 bayerische Bürger ein Polizeibeamter. Es fehlt hier an Beamten, welche dringend auch hier benötigt worden wären, da mehr Polizeipräsenz zu weniger Straftaten führen kann.

Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass die Polizei bei einem mir bekannten Raubüberfall fast 40 Minuten gebraucht hat, um zum Einsatzort zu kommen. Dieser lag in der Nähe der Polizeiwache. Da abends im gesamten Bezirk (!!!) Chorweiler lediglich zwei Streifenwagen unterwegs sind, muss dies wohl der Grund sein. Wie kann so etwas überhaupt zulässig sein, wenn Chorweiler als polizeilicher Gefahrenpunkt gilt? Wir brauchen mehr Polizeistreifen und Beamte in Chorweiler.

Auch hier stelle ich Fragen:

  • Warum hat Nordrhein-Westfalen so wenige Polizeibeamte?
  • Warum kommen in Intensivstraftäter so leicht wieder auf freien Fuß?
  • Warum ist in Chorweiler nachts kaum Polizei unterwegs?
  • Warum liegt in Nordrhein-Westfalen der Eigenbedarf von Cannabis bei 10g, während in anderen Bundesländern wie Hessen, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern dieser nur bei 6g bzw. 5g liegt?
  • Warum erhält Chorweiler laut KSTA vom 13.10.2015 nicht mehr Polizeibeamte, die dringend benötig werden?

Uns muss klar sein, dass solche Vorfälle verhindert werden müssen. Ein Sicherheitsgefühl muss auch für Menschen entstehen, die in Chorweiler zu Besuch sind.
Als Lösung kann man zum Beispiel einen freiwilligen Polizeidienst einführen. In Hessen und Bayern wird dies bereits praktiziert. Freiwillige Mitbürger engagieren sich und helfen der Polizei. In Gebieten wie Chorweiler wäre dies zu begrüßen, da wir es nicht mit Terroristen zu tun haben. Eine komplette Polizeiausbildung würde man nicht benötigen, um in Chorweiler Streife gehen zu dürfen. Außer Frage steht, dass auch reguläre Polizeibeamte eingestellt werden müssen!

Auch der Eigenbedarf für Cannabis sollte gesenkt werden. Intensive Verfolgung, Kontrolldruck und Razzien gegen Dealer. Der große Blitzmarathon (jährliche Großkontrollen im Straßenverkehr) auf Straßen funktioniert doch auch? Auch hier würde ich mich freuen, wenn die Politik diese Fragen lösen würde.

Die 3 nächsten Punkte werde ich Ihnen im 2. Teil des Kommentars präsentieren, um die Überschaubarkeit des Artikels zu gewährleisten.

20.10.2016, Leonid Syrota

Über unseren Autor
Leonid Syrota

Leonid Syrota wurde 1998 in der Ukraine geboren. Zur Zeit wohnt er in der hessischen Stadt Marburg. Er studiert an der Philipps-Universität Marburg Rechtswissenschaften aufs Staatsexamen.
Er wuchs seit seinem vierten Lebensjahr im Kölner Stadtteil Chorweiler auf. Leonid Syrota ist Mitglied der Jungen Union Deutschlands, Landesverband Hessen.

 

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