Meine politische Abrechnung mit der Politik in Chorweiler, Teil 2

5 Punkte, die Chorweiler zu einem lebenswerteren Standort machen würden.

Gastbeitrag von Leonid Syrota | Hier geht es zum Teil 1

Es sind nun knapp zwei Wochen vergangen, seit der erste Teil dieses Artikels veröffentlicht wurde. An beiden Wochenenden habe ich meine Heimfahrt nach Chorweiler angetreten. Ein schönes Gefühl wieder in Chorweiler zu sein, wenn man 5 Tage lang wo anders gewohnt hat. Als ich am 1. Wochenende sonntags durch Chorweiler ging, habe ich mir überlegt, wie es nun weiter gehen soll. Wie soll es nach der Veröffentlichung des 2. Teiles des Artikels mit meinem Engagement weitergehen. Leider ist mir nicht bekannt, ob die politischen Parteien, Jugendorganisationen oder sonstige Personen der Politik sich mit meinem Artikel und mit den daraus abgeleiteten Problemen befasst haben. Doch was mich weiterhin motiviert ist das Interesse der Internet-Gemeinschaft aus Chorweiler. Einige haben auf Facebook Kommentare zum Artikel abgegeben, was mich ermutigt weiter zu machen. Ich erhoffe dennoch, dass sich auch die Politik melden wird, es wäre ein interessanter Austausch, wenn diverse Parteien mitdiskutieren würden. Konkret habe ich mir die Frage nicht beantworten können, wie es nach der Veröffentlichung des zweiten Teiles weitergehen soll. Leider musste die Stadtverwaltung Köln feststellen, dass in Chorweiler die höchste Rate an Kinder- und Jugendarmut herrscht. Eine traurige Nachricht, dennoch erfreulich, dass zumindest über dieses Thema laut KSTA vom 01.11.2016 beraten wird.

Und nun beginnt der zweite Teil des Artikels, der sich diesmal mit Infrastruktur, Wohnen, Wirtschaft und mit dem Generalkonzept für Chorweiler beschäftigen wird. Seien Sie gespannt!

3. Infrastruktur und Wohnen

Chorweiler ist per ÖPNV gut angebundenChorweiler liegt bekannterweise im Norden von Köln. Ca. 10 km trennen das Kölner Wahrzeichen, den Dom und die Hochhäuser von Chorweiler. Chorweiler hat mit der Linie 15, S11 und S6 eine gute öffentliche Verkehrsanbindung. Doch kommen wir hier gleich zum ersten Problem: Die S-Bahn fährt nachts nicht mehr. So kann es sein, dass man nachts am Bahnhof festsitzt und bis 5 Uhr morgens warten muss. Für viele ist das Thema von Bedeutung und ich würde begrüßen, wenn die Politik und die Bahn sich diesem widmen würde. Es wäre auch gut, wenn die S6 nicht nur zu bestimmten Zeiten Chorweiler anfährt, sondern dauerhaft bis Chorweiler verlängert würde.

Kommen wir nun zum Straßenverkehr. Chorweiler hat einen Anschluss an die A1 über die Ausfahrt „Köln-Niehl“, als auch auf die A57 über den Anschluss „Chorweiler“. Beide Ausfahrten sind im heutigen Zustand nicht tragbar. Warum? Ich fange erstmal mit der Ausfahrt an der A1 an. Bundesweit ist die Leverkusener Autobahnbrücke ins Rampenlicht gerückt. Warum? Weil diese kurz vor dem Zusammenbruch stand. Schon seit 2012 ist dieser Zustand bekannt, seit 2014 wurde die Brücke für LKWs gesperrt. 4 Jahre nach der Bekanntgabe des schlechten Zustandes hat sich nicht viel bewegt. Dauerbaustelle Leverkusener BrückeDer Bund stellt bereits die notwendigen Mittel zur Verfügung. Für die Umsetzung ist das Land Nordrhein-Westfalen zuständig. Doch leider schafft es die Nordrhein-Westfälische Landesregierung nicht sich mit dem Thema zu befassen, täglich beschweren sich Unternehmer und Unternehmen wie Ford, Bürger und Autofahrer über diesen Zustand. Die Situation wurde verschärft, indem man Schrankenanlagen auf der Ausfahrt  Niehl und in Leverkusen installiert hat. Der Verkehr gerät dadurch in Chaos und Staus. Eine Seite der Brückenauffahrt ist nicht nutzbar, es muss erst eine Runde gedreht werden. Deutschland im Jahr 2016! In meinen Augen gehört dieses Problem zur Chefsache von Ministerpräsidentin Kraft. Und bevor man 5 Mio. in diese völlig übereifrig konzipierte Anlage investierte, hätte man dieses Geld für sinnvollere Sachen verwenden können. Hinweisschilder in anderen Sprachen und intensive Kontrollen an der Brücke würden die meist unwissenden ausländischen Fahrer vom Befahren der Brücke abhalten. Es wäre zudem viel kostengünstiger.

Der Zubringer zu A57 Richtung KölnZur zweiten Ausfahrt auf der A57 berichtet bereits chorweiler-panorama.de unter anderem mit der Erwähnung meiner Petition. Die Ausfahrt an der A57 ist leider nicht an alle Richtungen angeschlossen, was für mich nicht verständlich ist. Aber absolut nicht verständlich ist die Antwort der Landesregierung im Landtag, dass man zur Zeit nicht einsieht etwas an der Situation mit der Ausfahrt zu ändern. Der sechsspurige Ausbau der A57 soll jedoch vorangetrieben werden.

Von der Infrastruktur komme ich nun zum Wohnen. Zur Zeit findet in Chorweiler die Aktion zur Umgestaltung der Hauptplätze statt. Ich finde diese Aktion sehr gut. Direkte Bürgerbeteiligung ist immer zu begrüßen, davon bräuchten wir viel mehr. Ich bin gespannt, wie die Umgestaltung aussehen wird, da die Plätze sanierungsbedürftig sind.

Die GAG AG hat über 1.000 insolvente Wohnungen übernommenDie GAG hat letztens die Hochhäuser von der Zwangsverwaltung gekauft. Ich kann den Kauf nicht komplett unterstützen. Zum einem finde ich gut, dass die Häuser nicht irgendwelchen Immobilienheuschrecken in die Hände fielen, sondern dass ein städtisches Unternehmen sich dieser Aufgabe gestellt hat. Doch was mich beunruhigt ist, dass die Hochhäuser so gelassen wurden, wie sie sind. Es werden nur die notwendigen baurechtlichen Sanierungen durchgeführt, leider kennen viele aus Chorweiler die Zustände in den Häusern und vor allem halten sich oft nicht erwünschte Personen abends in den Treppenhäusern auf. Da muss es definitiv verbesserungsbedürftige Maßnahmen geben. Ich würde für einen Neubau plädieren.

Ich habe in der Vergangenheit bereits Pläne eines Architektenbüros gesehen, welche ein schöneres Äußeres an Architektur in Chorweiler darstellen. Damit würde man aus der „Betonstadt“ ein offeneres Chorweiler erstellen. Andere soziale Schichten würden in Chorweiler einziehen, der Stadtteil wäre attraktiver. Wohnraum in der Stadt wird knapp, irgendwann müssen Leute in die Randbezirke ausweichen. Vorbildhaft ist das Hochhaus von SAHLE, welches sich in einem guten Zustand befindet. Die ehemaligen in der Zwangsverwaltung verwalteten Häuser sind leider in keinem guten Zustand. Neubauten wären für mich ein großer Schritt, welche das Image und das Niveau in Chorweiler anheben würde. Chorweiler hat die perfekte Lage, das City Center, Natur und eine gute Anbindung, aber diese Voraussetzungen für einen „idealen“ Stadtteil werden nicht komplett ausgenutzt, da mit dem Zustand der alten Hochhäuser potenzielle Mieter oder Eigentümer abgeschreckt werden. Da bringt auch keine Mindest-Sanierung etwas, die über viele Jahre vernachlässigt wurde.

  • Warum findet nachts in Chorweiler kein Bahnverkehr statt?
  • Warum wird die S6 nicht verlängert?
  • Wie kann es sein, dass wir in Chorweiler zwei AB-Auffahrten haben, die nicht vollständig befahrbar sind bzw. im Chaos versinken?
  • Warum wird nicht das Konzept mit einem Neubau in Chorweiler verfolgt?
  • Warum wird Kreuzfeld nicht weiter realisiert?

4. Wirtschaft

Wirtschaftlich gesehen ist Chorweiler im Mittelmaß angesiedelt, obwohl es viel Potenzial hätte. So ist Ford einer der größten Arbeitgeber in der Region, das Gewerbegebiet Feldkassel hat einiges an Unternehmen angesiedelt. Doch es gibt noch viel Gewerbefläche in Chorweiler, die frei ist. Man sieht es an den Schildern der Stadt Köln. Doch die momentane Wirtschaft kann schon aufgrund der Infrastruktur ins Stocken geraten. Die Leverkusener Brücke beschäftigt vor allem Ford und andere Unternehmen wie den Niehler Hafen. Die Umfahrung der Brücke kostet Geld, Zeit und Nerven. Es muss etwas getan werden, da diese Unternehmen sich das nicht lange gefallen lassen. Wir haben freie Marktwirtschaft in Deutschland, jedes Unternehmen kann sich frei irgendwo umsiedeln, was es unbedingt zu verhindern gilt, da Arbeitsplätze im Kölner Norden gefährdet wären.

Um mehr aus den Gewerbeflächen rauszuholen würde ich mehr Subventionen begrüßen. Diese würden sich darauf beschränken, dass man sich im Kölner Norden ansiedeln würde. Eine Idee wäre auch ein Outlet Center, welches sich oft in Randgebieten einer Stadt befindet. Weiterhin fände ich es gut, wenn der Niehler Hafen weiterhin der Haupthafen für Köln bleiben würde, abgesehen vom Godorfer Hafen.

Ich würde es für angebracht halten, wenn das City Center länger geöffnet wäre, – rechtlich wäre es möglich. So würde abends noch was los sein in Chorweiler und es wäre zudem auch noch sehr praktisch. Generell gibt es in Chorweiler kaum Möglichkeiten abends etwas zu unternehmen. Es gibt kein Restaurant, lediglich eine Bar. Alle Kneipen haben im Laufe der Zeit zugemacht. Man sollte sich fragen, warum das so ist.

  • Warum nutzen Unternehmen nicht die freien Gewerbeflächen?
  • Warum werden Unternehmen keine Anreize gemacht, sich im Kölner Norden anzusiedeln?
  • Warum gibt es kaum Lokale in Chorweiler?
  • Warum macht das City Center schon um 20 Uhr zu?
  • Wie kann man mehr Arbeitsplätze in Chorweiler schaffen?

5. Generalkonzept und Zusammenfassung

Ich komme nun zum fünften und letzten Punkt dieses Artikels. Die vier Punkte haben die Themen Politik, Sicherheit, Infrastruktur und Wohnen und Wirtschaft thematisiert. Doch als Punkt 5 fand ich keinen Themenbereich mehr, welcher noch erläutert werden müsste. Deswegen nutze ich diesen letzten Punkt für das Thema Generalkonzept für unseren Bezirk.

Beteiligungsprozess für die Umgestaltung der Plätze in ChorweilerIn der Wirtschaft wird ein Unternehmen nur erfolgreich, wenn es ein Konzept hat. Ohne konkrete Pläne wird es schwierig etwas zu gestalten. Ein Konzept ist für ein langjähriges und großes Vorhaben vorgesehen. Chorweiler hat die Notwendigkeit zur Umgestaltung und zur Verbesserung. Ich habe dieses in den vier Punkten erläutert. Natürlich kann ich nicht in einem Artikel ein ausführliches Konzept niederlegen. Dazu habe ich nicht die Zeit, die Position in einer politischen Organisation, und die Möglichkeiten. Es ist auch eigentlich nicht die Aufgabe der Bürger ein Konzept für ihren Stadtteil zu erstellen, sondern der politischen Parteien. Bei Wahlen wählt der Bürger dann zwischen den Parteien und deren Konzepten. Ich bin enttäuscht, dass es kein konkretes Konzept für unseren Stadtteil gibt. Die meisten Politiker leben nicht mal in Chorweiler, sie kennen deshalb den Alltag nicht so gut wie es die anderen Bürger in Chorweiler tun.

Daher fordere ich von den politischen Parteien, die in Chorweiler antreten, oder von der Stadt Köln, dass diese ein Konzept für den Stadtteil entwickeln. Es wäre wünschenswert, wenn Chorweiler und seine Bürger endlich eine Perspektive und Zukunft bekämen. Nächstes Jahr sind wieder Wahlen. Wird es wieder so sein, dass sich die meisten Parteien vor der Wahl blickenlassen und sich danach in die Defensive verschanzen?

Zusammengefasst möchte ich klarstellen, dass der Stadtteil Chorweiler dringend einen Bürgerverein benötigt. Auch dieser wäre fähig ein Konzept für den Stadtteil zu erarbeiten. Man muss in Deutschland nicht einer Partei angehören, um kommunalpolitisch etwas zu bewegen. Für mich wäre so ein Bürgerverein die beste Lösung, denn in meinen Augen sind fast alle Parteien und politischen Jugendorganisationen gescheitert. Ich habe dies bereits bei Punkt 1 erläutert. Es muss eine unabhängige bürgerliche Alternative zu den Parteien entstehen, welche auch unabhängig von jeder politischen Richtung sich einzig und allein mit dem Stadtteil befasst. Ansonsten hoffe ich nur auf die Reaktion anderer Parteien und hoffe ebenso, dass diese handeln werden.

Dennoch bin ich sehr optimistisch, dass mit entsprechenden Druckmitteln und Interesse es irgendwann möglich sein wird, dass den Bürgern aus Chorweiler ein Konzept für ihren Stadtteil vorgelegt wird und Chorweiler lebenswerter wird. Leider muss ich aber erwähnen, dass sich dieser Optimismus in einen Pessimismus verwandeln kann, wenn es für Chorweiler kein Konzept geben sollte.

Für mich ist es eine Erleichterung, dass ich in Chorweiler nicht mehr wahlberechtigt bin, weil ich wegen meines Studiums nun in Marburg wohne und nur zu den Wochenenden in Chorweiler bin, denn die Wahl wäre für mich eine pure Qual, zumindest bei der Erststimme.

07.11.2016, Leonid Syrota

Über unseren Autor
Leonid Syrota

Leonid Syrota wurde 1998 in der Ukraine geboren. Zur Zeit wohnt er in der hessischen Stadt Marburg. Er studiert an der Philipps-Universität Marburg Rechtswissenschaften aufs Staatsexamen.
Er wuchs seit seinem vierten Lebensjahr im Kölner Stadtteil Chorweiler auf. Leonid Syrota ist Mitglied der Jungen Union Deutschlands, Landesverband Hessen.

 

 Fotos: www.chorweiler-panorama.de

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