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Ein Feuerwerk der Kunst in Chorweiler

Zum 9. Mal organisierte die Künstlergruppe Chorweiler ART ihre Kunstausstellung in Chorweiler. Außer Mitgliedern der Gruppe waren auch viele Gastkünstler dabei, unter anderen Apollonia aus Düsseldorf mit ihrem Schmuck-Design. Das macht unseren Kunstmarkt noch spannender. Auch uns seit langem bekannte Künstler überraschen immer wieder mit neuen Werken. Und sie haben es in sich!

Der Fotokünstler Guido Mario Mosler zeigt eindrucksvoll, dass man für ein mystisches Bild nicht unbedingt nach Patagonien fahren muss. Das ist auch am Fühlinger See möglich. Seine Bilder bearbeitet er noch nicht einmal nach! Er sieht direkt in der Natur, wo ihre Geheimnisse stecken und bannt sie auf seine Linse. Und die Zuschauer fragen sich, wie hat er das bloß gemacht? Ganz „einfach“ –  man muss nur den richtigen Blick dafür haben! Aus seinen schönsten Aufnahmen erstellt Guido Mosler gerne beeindruckende Fotobücher.

 
Fotos: Guido Mario Mosler
Guido Mario Mosler

Ewa Salwinski kennen Besucher von früheren Ausstellungen und von der Gestaltung der S-Bahn- Station Chorweiler-Nord. Zusammen mit vielen Kollegen hat sie ihre Werke in verschiedenen Ausstellungen in Köln mit großem Erfolg ausgestellt, zum Beispiel in der Alten Feuerwache und im Schokoladen-Museum. Sie präsentierte ihre Werke auch in mehreren persönlichen Ausstellungen bei verschiedenen Kunstvereinen außerhalb Kölns (zum Beispiel in Nettersheim und in Alsdorf bei Aachen), oft gemeinsam mit Manfred Schüler. Ganz besondere Ausstrahlung haben ihre großformatigen Engelfiguren. Wegen ihrer Größe kann man sie allerdings schlecht transportieren. Sie hat sie in einer gemeinsamen Ausstellung mit Manfred Schüler im Hilton-Hotel gezeigt. In der Ausstellung in Chorweiler konnte man ihre philosophischen Werke aus dem Zyklus „Werden zu sein“ und „Seelenwanderung“ bewundern. Manfred Schüler und Ewa Salwinski haben Kunst studiert. Ewa ist zudem auch Kunstpädagogin. Sie gibt mehrere Malkurse für Kinder und Erwachsene im Bezirk Chorweiler. Besondere Beachtung verdient ihr Projekt „Kunst als Weg – Inklusion in Chorweiler“, das auch für Menschen in Krisensituationen gedacht ist. Die Träger sind  FiZ e.V., zusammen mit dem Bildungswerk (LIV).

Man ist umso mehr erstaunt, wenn man erfährt, dass viele Künstler recht spät mit der Malerei angefangen haben. David Binder ist aus Kirgisien, einer ehemaligen Sowjetrepublik, nach Deutschland gekommen. Wie viele Neuankommlinge musste er sich zuerst mit einer Tätigkeit in einer Fabrik begnügen, die seine Talente nicht unbedingt gefördert hat. Als Ausgleich hat er angefangen zu malen. Und siehe da – seine Bilder wurden als Titelbild für die Ausstellung im Kölner Schokoladen-Museum ausgewählt!

Manche Künstler haben nicht nur spät, sondern auch auf wundersame Weise mit der Malerei angefangen. Wie beispielsweise der Gastkünstler Wolfgang Schieffer. Eines Nachts hat er geträumt, er wäre ein Maler. Aus dem Traum aufgewacht, hat er entschieden, er fängt gleich damit an. Gesagt-getan! Tatsächlich hat er sich am gleichen Tag eine Staffelei besorgt und angefangen zu malen. Wolfgang Schiffer ist für seine Bilder in der freien Natur bekannt. Er bemalt gerne frei liegende Baumstämme im Kölner Norden. So dienen sie nicht nur als Futter und Unterschlupf für verschiedene Insekten, sondern auch als Material für einen fantasievollen Künstler.

Manfred Schüler erzählte an seinem Stand nur mit einer Handbewegung und ohne Worte, wie es bei einem echten Künstler in den Taschen aussieht:  nämlich windig. So kurz und bündig wird die Frage beantwortet, ob man von Kunst leben kann oder nicht. Diese Situation kennen viele Künstler weltweit: Nicht alle guten Künstler sind auch gute Verkäufer. Hier sind dann die Kunstliebhaber gefragt.

Gerd Maulbecker kennen Chorweiler Bewohner spätestens seit den Aktionen im Rahmen des Projektes „Platz für Chorweiler“. Er hat viele Ideen beigesteuert, wie verschiedene Orte schöner gestaltet werden können. Hoffentlich wird einiges davon verwirklicht. Aber eines seiner Werke ist schon auf der kleinen Wiese vor dem Eingang des City-Centers Chorweiler zu sehen. Die Skulptur hat er live zusammen mit B. Prinz während einer Aktion vor den Augen der Zuschauer gemacht. Gerd Maulbecker ist eigentlich Maschinenbauingenieur. Als solcher ist er in den späten 70er Jahren nach Kuba gegangen. Dort hat er unzählige nette Menschen kennen gelernt, wie z.B. die weltberühmte Tänzerin Alisia Alonso und ihre gesamte Compagnie. Aus einer Dienstreise sind 20 Jahre Leben auf der Insel geworden, inklusive zwei dort geborenen Kindern und der dazugehörigen kubanischen Mama. Aber die Bekanntschaft mit so vielen Tänzern hat ihre Wirkung gezeigt. Gerd wurde allmählich selbst zum Künstler. Kein Tänzer, aber bildender Künstler. Und wenn man seine Skulpturen ansieht, versteht man, woher diese fliegende Tänzerin ohne Gewicht kommt.

Einige Kunstmarkt-Teilnehmer

Die Ausstellung zeigt, wie vielseitig die Künstler sind. Alle Stilrichtungen sind vertreten, darunter auch Surrealismus. Dafür ist der Gastkünstler Dieter Lösl zuständig. Für seine Kunst hat er folgende Beschreibung aus der Welt der Literatur entliehen: „Schön, wie die zufällige Begegnung eines Regenschirmes und einer Nähmaschine auf einem Seziertisch“ oder im Original: „Beau comme la rencontre fortuite sur une table de dissection d’une machine à coudre et d’un parapluie!“ (Comte de Lautreamont).

Mit Freude kann man feststellen, dass auch der Nachwuchs da ist: Claudia Wolf-Dürr arbeitet nicht nur selbst als Künstlerin. Sie hat mit ihren Schützlingen aus Parea die ganze Ecke gleich am Eingang mit Kunstwerken belegt.

Die Kinder haben das Thema Müll und Recycling künstlerisch aufgearbeitet: einfach Skulpturen aus den alten Gegenständen gemacht. Außerdem haben die Jungen aus der Klasse 2-5  Handpuppen zu den Märchen der Gebrüder Grimm gebastelt. Also, über die Zukunft der Chorweiler ART-Truppe braucht man sich keine Sorgen zu machen. Sie ist in guten Händen!

14.12.2016, Larissa Owtscharenko

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