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Unglück in der Sondermüllverbrennungsanlage der Firma Bayer in Leverkusen-Bürrig

Mit großer Bestürzung haben die Merkenicher Bürgerinnen und Bürger miterleben müssen, wie am Morgen des 27. Juli eine Explosion in der Sondermüllverbrennungsanlage auf der anderen Rheinseite stattgefunden hat. Der Feuerball und die Druckwelle waren im Ort deutlich zu spüren.
Sehr schlimm ist es, dass durch dieses Unglück 5 Mitarbeiter zu Tode gekommen sind. Zwei Beschäftigte werden noch vermisst. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen dieser verunglückten Menschen.

Dieser tragische Störfall zeigt aber auch, welches Gefahrenpotenzial in solchen – sicher grundsätzlich notwendigen – Anlagen der Chemieindustrie stecken. Nicht zu Unrecht ist in der Berichterstattung beispielsweise des WDR die Frage gestellt worden, warum es für solch gefährlichen Anlagen keine hohen Abstandsvorschriften zu Wohngebieten zu geben scheint. So wie beispielsweise für Windkraftanlagen, wo in NRW 1000 m Abstand zu den nächsten Wohnhäusern eingehalten werden müssen. In Bürrig sind sie 600 m entfernt; in Merkenich 1500 m.

Der Presse war zu entnehmen, dass sofort im Umkreis von 3 km die Bürgerinnen und Bürger per Sirenensignal gewarnt worden sind. Dies trifft jedoch für Merkenich nicht zu, wie viele Augenzeugen uns bestätigt haben. Ähnlich war es auch schon am 12. November 2016, als es zu einem Brand in einem Lager im eigentlichen Produktionsgelände in Wiesdorf gekommen war. Damals geschah dies an einem Wochenende; notwendige Informationen über Radio Köln – welches die Bürger bei einem Sirenensignal einschalten sollen – hat es in dieser Nacht nicht gegeben.
Obwohl der Bürgerverein seinerzeit die mangelhafte Bürgerinformation anlässlich einer Nachbesprechung im Chempunkt Dormagen gerügt hatte und eine Verbesserung der Warnungen zugesagt worden ist, hat es auch dieses Mal nicht funktioniert!

Der Bürgerverein stellt fest, dass so etwas nicht dazu geeignet ist, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die zuständigen Institutionen bzw. die Chemieunternehmen zu erhöhen.

Im Gegenteil verstärkt dieses Unglück die Sorge der Merkenicher Bürgerinnen und Bürger. Hintergrund ist die Entscheidung des Rates der Stadt Köln vom Mai 2021, am südlichen Ortsrand von Merkenich in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung eine weitere Müllverbrennungsanlage zu errichten.

Diese Müllverbrennungsanlage soll dazu dienen, 120.000 t Klärschlamm pro Jahr zu trocknen und anschließend hier zu verbrennen. Dieses Klärschlammaufkommen stammt dabei zu weniger als der Hälfte von den Kölner Kläranlagen. Der überwiegende Teil wird vermutlich per Lkw aus dem näheren und weiteren Umland hierhin gekarrt werden.

Die Menschen sind nun in Sorge, welche Gefahren sich aus einer solchen zusätzlichen Müllverbrennungsanlage und dem stark anwachsenden Lkw-Verkehr ergeben. Insbesondere dann, wenn dieser Müllofen unmittelbar angrenzend an einen Fußballplatz und eben die besagten Wohnungen gebaut werden soll.

Verschärft wird die Sorge weiterhin dadurch, dass nach Schritt 1 ( d.h. Errichtung der Klärschlammverbrennungsanlage) weiter noch Schritt 2 droht. Dieser 2. Schritt besteht aus dem zusätzlichen Bau einer Phosphorrecyclinganlage genau neben der geplanten Klärschlammverbrennung bzw. den Wohnungen. Hier soll mit einem aufwendigen chemischen Verfahren der Phosphoranteil aus der Asche herausgezogen werden.

Nach den Informationen der Bürgervereine wäre dies jedoch eine der chemischen Industrie gleichzusetzende Anlage, die möglicherweise sogar Störfall relevant ist. Der Ratsbeschluss hält hierzu ausdrücklich alle Optionen offen.

Der Bürgerverein hält die Sorgen der Merkenicher Bürgerinnen und Bürger für sehr begründet und wird deshalb weiterhin seine Position vertreten, dass solche Anlagen eben nicht in unmittelbarer Nähe von Wohnbebauung errichtet werden dürfen.
In dieser schwierigen Situation stehen die Merkenicher Bürgerinnen und Bürger zum Glück nicht alleine. Vielmehr unterstützen nahezu alle Bürgervereine des Kölner Nordens und sowie viele aus dem Stadtbezirk Nippes einmütig unseren Protest.

31.07.2021, Pressemitteilung des Bürgervereins Merkenich e.V.

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