Menschen in Chorweiler
Sie ist wahrscheinlich die jüngste Geschäftsfrau in Chorweiler. Gleich nach der Ausbildung als Tanz-Pädagogin übernahm Anastasia Busygin (21) im März 2016 die Tanzschule La Boom in Chorweiler. La Boom ist durch zahlreiche öffentliche Auftritte im Bezirk und außerhalb bekannt geworden.
Die Gründerin und jahrelange Leiterin der Schule, Zhanna Zimmermann, bekam ein Kind und zog sich deswegen ein wenig zurück.
Auf der Website der Tanzschule steht unter dem Foto von Anastasia: „Bei den Kindertanzstunden ist es ihr wichtig, die Kids nicht nur tänzerisch weiterzuentwickeln, sondern ihnen auch Disziplin beizubringen und Fortschritte zu erzielen.“ Sie weiß, wovon sie redet. Ihre Eltern waren in Russland Tanzlehrer. Schon als Kleinkind wollte sie nicht nur tanzen, sondern auf der Bühne stehen, Berufstänzerin werden.
Auf die Frage, was für sie „das Tanzen“ bedeutet, antwortet sie: “Durch den Tanz bringe ich meine Gefühle zum Ausdruck. Ich zeige mit dem Körper was ich fühle, was ich fühlen kann. Ein Tänzer ist ja auch ein Schauspieler, er muss vieles auf der Bühne darstellen können.“
Als ihre Familie nach Deutschland kam, war sie gerade 8 Jahre alt. Die erste Zeit hat sie starkes Heimweh verspürt, des öfteren wollte sie zurück nach Russland. Die Eltern schickten sie in verschiedene Tanzkurse, mehrere Tanzschulen wurden ausprobiert. Im Rückblick meint sie „Ich habe verschiedene Stile ausprobiert, manche Tanzschulen waren leider nur Zeitverschwendung, weil ich da meine Leistung nicht steigern konnte.“
Bis sie von Zhanna Zimmermann entdeckt wurde. ODER: Bis sie Zhanna Zimmermann entdeckte.
In der Schule gab es Wettbewerbsgruppen – genau das, was sie wollte! In Windeseile hat sie den Einstig in die Fortgeschrittenen-Gruppe geschafft.
Was ist das Besondere an ihrer Tanzschule? „Jede Tanzschule ist anders, weil die Tanz-Pädagogen auch unterschiedliche Persönlichkeiten sind. Wir bemühen uns unseren Kindern möglichst viele Chancen zu geben aufzutreten, sich weiterzuentwickeln. Unsere Tanzschule ist bekannt für „buntes“ Tanzen – farben- und phantasiefrohe Kostüme, viel Action auf der Bühne. Es ist eher ein Show-Tanz. Bei uns geht es auch darum, sich im Tanzen auszupowern, Muskeln aufzubauen, sogar Krafttraining. Einfach alles, was der Körper für den Tanz braucht. Wir bauen verschiedene Bilder in den Tanz ein, arbeiten mit Schauspielelementen.“
Die Tanzschule La Boom ist multikulturell. Die meisten Teilnehmer kommen aus Chorweiler, viele aber auch von außerhalb des Stadtteils. Viele Kinder haben russische Wurzeln, es kommen immer mehr junge Teilnehmer ganz unterschiedlicher Nationalitäten. Das Vertrauen in das Können der russischen Tänzer ist wohl groß. Gesprochen wird im Unterricht – natürlich – Deutsch.
Viele Teilnehmer bleiben der Tanzschule mehrere Jahre treu. Manche unterbrechen schon mal, kommen dann aber wieder.
Den Unterricht gibt es das ganze Jahr über, auch zu Ferienzeiten, – da werden, wenn nötig, die Gruppen altersgemäß zusammengelegt.
In diesem Herbst beginnt ein neuer Ballett-Kurs für Kinder von 10 bis 13 Jahren. Für die Kleineren gibt es ihn schon. Anastasia hat noch viel vor.
05.09.2016, Alexander Litzenberger