„Gut gestaltete Plätze fördern das Miteinander, die Kommunikation und soziale Integration und letztlich auch die Identifikation der Menschen mit ihrer Stadt. Auch in Chorweiler möchten wir den Bürgerinnen und Bürgern Freiräume bieten, in denen sie sich wohlfühlen und gerne aufhalten,“ sagt Franz-Josef Höing, Beigeordneter der Stadt Köln. „Wie Freiräume aussehen und welche Eigenschaften sie bieten müssen, damit sie angenommen werden, das wissen die Menschen vor Ort am besten,“ begründet der Dezernent für Stadtentwicklung, Planen, Bauen und Verkehr, warum die Stadt Köln mit großem Engagement für die Beteiligung der Bevölkerung an der aktuellen Planung von drei neu zu gestaltenden Plätzen in Chorweiler wirbt. Das Stadtplanungsamt hat dabei in einer Aktionswoche, die am heutigen Sonntag, 4. September 2016, zu Ende gegangen ist, neue Wege beschritten.
Statt mit den Bürgerinnen und Bürgern über die Gestaltung der großen Freiflächen am Pariser Platz, Liverpooler Platz und an der Lyoner Passage nur zu diskutieren, waren die späteren Nutzerinnen und Nutzer eingeladen, ihre Wünsche und Ideen vor Ort auch gleich einmal in die Tat umzusetzen, um herauszufinden, inwieweit sie die Freiräume verändern und zu deren Aufwertung beitragen können. Viele junge Menschen aus Chorweiler zum Beispiel äußerten den Wunsch nach offen zugänglichen Sportmöglichkeiten. Und wie diese aussehen könnten, haben die Kinder und Jugendlichen des Ortsteils mit dem Team der Aktionswoche probeweise umgesetzt: Gemeinsam wurden Basketballkörbe aufgebaut, Fußballfelder eingerichtet, ein Schachfeld mit zwei Meter großen Figuren aufgebaut, und die Chorweiler Jugendclubs gestalteten sogar einen Outdoor-Gym, eine Art Fitness-Studio unter freiem Himmel.
In Spaziergängen waren unterschiedliche Zielgruppe gleich zu Beginn danach befragt worden, wo sie besonderen Handlungsbedarf sehen, was ihnen an den Freiräumen vor ihrer Haustür gefällt und was nicht, wo sie Konflikt- und Angsträume sehen, aber auch, wo ihre Lieblingsplätze sind. Treffpunkt der Aktionswoche war die bunte „Platzstation“, eine auf zwei Funktionscontainern (mit Küche und Lager) auffällig gestaltete Holzkonstruktion, die sich täglich veränderte. Auch hier kamen die Bürgerinnen und Bürger mit den professionellen Planern ins Gespräch, es wurde diskutiert, ausprobiert, geplant, aber auch täglich gemeinsam gekocht und gegessen. Es gab Kunstausstellungen und abendliche Konzerte auf einer eigens errichteten Bühne.
Das 15-köpfige Team der Büros „Urban Catalyst“ und „Umschichten“, die von der Stadt mit der Moderation und Durchführung des Beteiligungsverfahrens betraut worden waren, war acht Tage lang von 10 bis 22 Uhr vor Ort, um Interesse zu wecken und alle Interessierten in die Planung einzubinden. „Wir haben in der letzten Woche sogar hier gewohnt, und nicht in einem Hotel, sondern in einem der Häuserblocks hier, um ein Gefühl für den Ort zu bekommen. Die Menschen in Chorweiler haben das sehr positiv aufgenommen. Sie haben gemerkt, dass es uns ernst ist mit Gedanken, sie und ihr Umfeld, ihre Lebenswirklichkeit und ihren Alltag kennenzulernen. Von Tag zu Tag haben sich mehr Menschen an der Platzstation eingefunden und an der Planung beteiligt“, berichtet die Projektleiterin Janin Walter von Urban Catalyst.
„Mit unserem Bemühen um Chorweiler möchten wir nicht zuletzt auch deutlich machen, dass uns eben nicht nur die Innenstadt, sondern auch unsere Stadtteile wichtig sind. Es ist auch ein Ausdruck der Wertschätzung gerade gegenüber jenen Ortsteilen, deren versteckte Qualitäten wir entdecken können, wenn wir uns nur ernsthaft mit ihnen beschäftigen. Es sind Orte, an denen es täglich um Integration geht, die dort gelebte Praxis ist. Diese Stadtteile übernehmen eine enorme Leistung für die Gesamtstadt,“ betont Höing.
Die Ergebnisse der Aktionswoche dienen als Grundlage und Aufgabenstellung für die darauf folgenden Planungen des interdisziplinären Teams aus Stadt-, Landschafts- und Verkehrsplanern. Deren Konzeptvarianten sollen im Oktober 2016 in zwei weiteren Ideenwerkstätten erneut mit den Bürgern und weiteren beteiligten Akteuren vertiefend betrachtet und diskutiert werden. Der hieraus zu entwickelnde Vorentwurf wird Ende November 2016 in einem zweiten Bürgerkolloquium vorgestellt und auf kleinerer Maßstabsebene optimiert. Ziel ist es, eine gemeinsam mit der Bürgerschaft entwickelte Entwurfsplanung bis Ende November 2016 abzuschließen, um dann zügig in die anschließende Ausbauplanung übergehen zu können.
Das Projekt „Lebenswertes Chorweiler – ein Zentrum im Wandel“ wird im Rahmen des Programms „Nationale Projekte des Städtebaus“ vom Bund mit einer Summe von 5 Millionen Euro gefördert.
05.09.2016, Stadt Köln
Fotos: Larissa Owtscharenko
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