Autisten verstehen lernen

Silke Bauerfeind liest aus ihrem Buch „Ein Kind mit Autismus zu begleiten, ist auch eine Reise zu sich selbst“Im Sommer, am 17.06.16, wurde ohne großes Tamtam ein neuer Verein gegründet: „Autistentreff Köln e.V.“ Die Gründer sind die Eheleute Funda und Burhan Isildak. Als Motto haben sie einen Spruch von Richard von Weizsäcker gewählt: „Es ist normal verschieden zu sein“. Das sagt schon einiges über den Verein aus. Das Wort „Autismus“ hat jeder schon mal gehört, aber nur wenige können damit etwas anfangen, die Familie Isildak schon: Sie haben ein autistisches Kind. Bei ihrem Sohn wurde frühkindlicher Autismus festgestellt. Viele Familien fühlen sich in solch einer Situation erstmal wie erschlagen. Nicht so das Ehepaar Isildak: Sie haben beschlossen zu handeln. Und so ist der Verein entstanden.

Er soll die Angehörigen unterstützen und autistische Menschen fördern. Das Problem dabei ist, dass die Symptome bei den Betroffenen sehr unterschiedlich auftreten und auch nicht immer alle gleichzeitig. Deswegen tappen manche jahrelang im Dunkeln, obwohl es ihnen natürlich auffällt, dass ihr Kind anders ist. Deswegen wird die Diagnose oft erst mit drei, aber auch erst mit späteren Jahren gestellt.

Gründer des Vereins Burhan und Funda IsildakFür Autisten ist die Umwelt zu laut, zu chaotisch, zu reizüberflutet.Mit Händen kann man prima kommunizieren

Am Freitag, dem 16.12.2016 hat der Verein eine Schriftstellerin ins Bürgerzentrum Chorweiler eingeladen. Die Autorin Silke Bauerfeind sollte aus ihrem Buch „Ein Kind mit Autismus zu begleiten, ist auch eine Reise zu sich selbst“ vorlesen. Silke Bauerfeind hat selbst zwei Kinder, eines von den beiden ist autistisch. Im Buch hat sie nicht nur die eigenen Erfahrungen aufbereitet, sondern auch die von vielen betroffenen Eltern reflektiert. Geschwister, Schulfreunde, Pädagogen und auch Autisten selbst sind bei Silke Bauerfeind zu Wort gekommen. Das Buch ist eine wertvolle Quelle für alle geworden, die mit autistischen Menschen in Berührung kommen.

Aus der Lesung ist ein sehr lebhafter Abend geworden. Die Autorin hatte vier Helfer nach vorne gebeten, um verschiedene Texte gleichzeitig zu lesen. Diese Kakophonie sollte veranschaulichen, wie autistische Menschen die Welt in etwa wahrnehmen. Für sie ist sie zu laut, zu chaotisch, zu reizüberflutet. Dann hat sie mit ihren Händen gezeigt, wie sie mit ihrem Sohn kommuniziert. Silke Bauerfeind hat nicht nur ihr Buch mitgebracht, sondern auch Bilder, die beim Schreiben des Buches entstanden sind. Die Anwesenden haben versucht, mit viel Fantasie die Bildinhalte zu interpretieren.

Dem Abend wohnten nicht nur Eltern, sondern auch Freunde, Nachbarn und Sozialarbeiter bei. Aus dem Buch kann jeder für sich wertvolle Tipps entnehmen, die das Leben der Betroffenen etwas leichter gestalten können. Diese Lesung hat für viele eine ganz neue Welt erschlossen und etwas verständlicher gemacht. Das war sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung.

19.12.2016 Larissa Owtscharenko

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