Die Gastronomie im Bezirk Chorweiler kämpft ums Überleben

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Seit dem 2. November 2020 gilt in NRW das s.g. Lockdown-Light. Theater, Opern- und Konzerthäuser, Kinos, Museen, Zoos, Tierparks, Schwimmbäder und vieles mehr wurden geschlossen. Restaurants, Cafès, Imbisse, Kneipen und andere gastronomische Einrichtungen mussten schließen, dabei wurde ein Außer-Haus-Verkauf von Speisen und Getränken erlaubt. Wir haben vier Wirte im Bezirk Chorweiler gefragt, wie es ihnen zur Zeit geht.

Gaststätte Fusswinkel, Weiler

Gaststätte Fusswinkel. Foto: Sarah Simon

Zülfükar Babayigit ist seit 2007 der Wirt der Gaststätte Fusswinkel in Weiler. In guten Zeiten fieberten in der Kneipe abends bis zu 60 FC-Köln Fans mit ihrem Lieblingsverein mit. Sein Geld verdiente er mit Soft- und alkoholischen Getränken. Seit dem ersten Lockdown im Frühling des Jahres ging es dem Geschäft nun immer schlechter. Die staatliche Hilfe kam damals bei ihm noch an und half den Betrieb halbwegs über Wasser zu halten.
Die Corona bedingten Maßnahmen erlaubten im Sommer nur noch maximal 20 Gäste im Fusswinkel. „Der aktuelle Lockdown kann mir nun das Genick brechen,“ beschwert sich bitter der 55-Jährige.

Zülfükar Babayigit. Foto: Facebook

Während die anderen Gastronomiebetriebe mit dem Lieferdienst zumindest einen Teil der Umsatzausfälle kompensieren können, kann er nur hilflos zusehen, wie das Minus auf seinem Konto Tag für Tag wächst. Die von der Regierung versprochene Erstattung von 75% des Umsatzes im November vor einem Jahr hat er beantragt, aber noch nicht bekommen. Das Geld braucht er aber dringend.

Unverständlich für den Wirt: Obwohl die Kneipe geschlossen ist, bucht die Gema (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- u. mechanische Vervielfältigkeitsrechte) weiterhin ihre Gebühren ab. Da zeigt der private Sender Sky schon mehr Verständnis für seine Kunden.

Um die Zeit irgendwie sinnvoll zu nutzen, hat Zülfükar Babayigit die Tische neu geschliffen, um ihnen die Naturfarbe zurückzugeben. Wenn der Lockdown weiter anhält, sieht er für sein Geschäft schwarz. Sollte er bald eröffnen dürfen, wünscht er sich bessere Unterstützung seitens der Politik: „Die Mehrwertsteuer soll deutlicher heruntergesetzt werden und für eine Dauer von mindesten zwei Jahren. Auch die Gewerbesteuer muss stark gesenkt oder gar für eine Zeit komplett erlassen werden. Viele Wirte stehen vor dem finanziellen Abgrund.“

Café Le’zzet, Chorweiler-Mitte

Das Café Le’zzet in der Oxforder Passage 1 hat die Corona-Krise in diesem Jahr
besonders hart getroffen. Das ehemalige Café Olco wurde neun Monate lang in diesem Jahr aufwändig renoviert und erst Anfang Oktober wieder geöffnet. Die Investitionen lagen im sechsstelligen Bereich. Die ersten Wochen haben gezeigt, dass das neue Konzept mit Frühstuck, Waffeln, Burger und Kaffeespezialitäten aufgegangen ist und gut von den Kunden angenommen wurde. Danach folgte im November schon der Lockdown. Baran Gökpinar, dem mehrere Gastronomiebetriebe in Köln, Düsseldorf und Frankfurt gehören, reagiert enttäuscht von der Politik: „Wenn ich mir volle Bahnen und lange Schlangen vor den Kassen des Handels anschaue, dann verstehe ich nicht, warum wir schließen mussten“.

Baran Gökpinar, Foto: facebook

Schließlich habe er viel Geld in Hygienemaßnahmen investiert, Trennwände aus Plexiglas einbauen lassen und die Kundenliste geführt. Auch Gökpinar hat die staatlichen Hilfen für November beantragt, aber noch nicht bekommen. „Ich lebe zurzeit von meinen privaten Ersparnissen“. Zu Beginn des neuen Lockdowns hat Baran Gökpinar kurzerhand den Lieferdienst auf die Beine gestellt. Der läuft zwar gut, aber nicht so, dass das Café kostendeckend arbeiten kann, weil auf der Speisekarte die typischen Gerichte wie Pizza oder Dönerteller fehlen. Dafür aber leckere Waffeln und Burger.

Der größte Wunsch des Chorweilers Wirts ist, dass die Politik die Eröffnung der Gastronomie erlaubt: „Natürlich unter Einhaltung der Hygienevorschriften und auch wenn wir nur einen Teil der Flächen nutzen dürfen. Wir brauchen dringend unsere Kunden.“ – sagt Baran Gökpinar. Die Senkung der Mehrwertsteuer habe der Gastronomie schon geholfen, meint Gökpinar, es wäre sinnvoll die Senkung auch im neuen Jahr beizubehalten. Die Stundung von Steuerabgaben hingegen würde nichts bringen. Café Le’zzet auf Facebook.

Lieferdienst Café Le’zzet
Telefon: 0221 99 82 444

Zillich’s Gastronomiebetriebe Fühlinger See

Christian Zillich. Foto: Facebook

Als ob die Corona-Pandemie und die Lockdowns nicht genug wären, erlitt der beliebte Biergarten Zillich auf der Ruderinsel im Fühlinger See am 22. November einen Brand. Nachdem die Feuerwehr das Feuer unter Kontrolle brachte, eröffnete sich für den Betreiber Christian Zillich ein düsteres Bild. Die Küche war komplett abgebrannt. Die Nachricht über das Unglück hat sich rasch verbreitet und schon am nächsten Tag meldeten sich Freiwillige, um beim Aufbau zu helfen. Auf seiner Facebook-Seite schrieb der Wirt dankbar: „Als wir gestern Abend zu Hause zusammensaßen und uns erzählt haben wer alles urplötzlich vorm Laden stand und uns Hilfe zugesichert hat, oder einfach vorbeigekommen und geholfen hat, hatten wir Tränen in den Augen. Wir sind so überwältigt von allem und möchten uns bei euch allen bedanken.“ Allerdings, hat sich auch eine Art „Katastrophentourismus“ entwickelt, der die Aufräumarbeiten schon etwas behinderte.

Die Solidaritätswelle war überwältigend, dennoch ist die wirtschaftliche Lage des Betriebes ziemlich schwierig. Wenige Tage nach dem Brand baute Christian Zillich mit seinem Team den Event-Biergarten auf dem Parkplatz P2, um mit den Getränken-to-Go die gebeutelte Kasse etwas zu füllen. Stammgäste und neue Gäste lassen ihn nicht im Stich.

„Wir werden auf jeden Fall unseren Biergarten auf dem P1 aufbauen“, sagt Christian Zillich. Allerdings sind bei ihm, wie bei vielen anderen Gastronomen, die beantragten Novemberhilfen noch nicht angekommen. „Weil im Sommer viele Events am Fühlinger See abgesagt wurden, fehlt uns natürlich das finanzielle Polster, um den zweiten Lockdown zu meistern.“ Sein größter Wunsch an die Politik ist, dass die Gastronomie schnellstmöglich wieder öffnen darf: „Wenn ich sehe, wie der stationäre Handel mit Offenem Sonntag Kunden zu Tausenden in die Innenstadt lockt, wo sie Schlangen vor den Kassen bilden, werde ich fassungslos. Warum können dann auch Gastronomen, die gute Hygienekonzepte umgesetzt haben, nicht auch öffnen?“.

Zillich’s Biergarten

Telekebab Pizza, Blumenberg

Die Pizzeria Telekebap an der S-Bahn-Station Blumenberg lief jahrelang gut. Mit leckeren Speisen, moderaten Preisen und schneller Lieferung außer Haus, hat die Pizzeria von Imam Dursun sich einen guten Ruf erarbeitet. Mit knapp 1.9-Tausend Bewertungen und 4,5 Sternen bei einem führenden deutschen Lieferdienst honorierten die Kunden den Blumenberger Wirt. Aber auch er spürt im Corona-Jahr Umsatzrückgänge. „Es sind leider aktuell weniger Kunden im Lokal und auch bestellt wird weniger“,- sagt Dursun.- „Im Winter ist es zwar immer so, aber der Lockdown legt natürlich noch eine Schippe drauf.“ Auch er wünscht sich steuerliche Entlastung, zum Beispiel bei der Gewerbesteuer. Eine reduzierte Mehrwertsteuer wäre auch im nächsten Jahr sehr hilfreich.

Lieferdienst Telekebap
Bestellung:

Online- www.telekebab-pizza-koeln.de oder per Telefon: 0178 65 21 471

Alexander Litzenberger

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