Seit Anfang Mai hat sich das Bild vom Fühlinger See teilweise verändert: An den Seen 1 und 7 sind Schilder aufgestellt, rote Bojenketten grenzen große Areale der Wasserfläche als Schwimmbereiche ab, und solarbetriebene Notrufsäulen wurden installiert. Das nach einigen, zum Teil tödlichen Badeunfällen verschärfte Badeverbot im Fühlinger See wurde zum 17. Mai wieder gelockert. Nun ist es wieder möglich, an hitzigen Tagen ins kühle Wasser zu springen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
Mattis Dieterich, Co-Vorsitzender der SPD im Stadtbezirk Chorweiler, wohnt im beschaulichen Stadtteil Fühlingen, dem Ort, dessen Name der große Baggersee im Kölner Norden trägt. Hier joggt der Student und ambitionierte Marathonläufer fast täglich und kennt den Fühlinger See, den er gerne als „Badewanne von Köln“ bezeichnet, sehr gut. Am 17. Mai, als das Badeverbot teilweise außer Kraft gesetzt wurde, feierte er bei grauem Himmel und erfrischenden 16 Grad die neue Freiheit mit einem Bad im See Nummer 1.
Als in den Corona-Jahren mehrere Badeunfälle passierten, hat die Stadt Köln die strikte Durchsetzung des Badeverbots, das in der Satzung des Sees seit 1984 festgeschrieben ist, beschlossen. Einzige Ausnahme war der kostenpflichtige Freibadbereich Blackfoot-Beach. Diese Entscheidung haben viele Bewohner des Kölner Nordens nicht nachvollziehen können. Ihr Unmut äußerte sich in sozialen Netzwerken, und eine Petition gegen das Badeverbot sammelte in kurzer Zeit etwa 6000 Unterschriften. Bei unserer nicht repräsentativen Abstimmung haben 91,94 % der Leserinnen und Leser das Verbot als unverhältnismäßig eingestuft.
Lokale Politiker haben sich für die Lockerung des Verbots eingesetzt. Mattis Dieterich (SPD) brachte die Idee der Einrichtung der Badezonen ein, die nun einige Jahre später realisiert wurde: „Es erfüllt mich ein bisschen mit Stolz, dass die Idee, die wir, die ich 2021 entwickelt habe, jetzt Realität wird und die Menschen endlich wieder hier eine kostenlose Möglichkeit zum Schwimmen haben. Es gab in den letzten Jahren auch die Möglichkeit, am Blackfoot Beach zu schwimmen, das ist aber eben kostenpflichtig. Ich finde, dass die Bedeutung von kostenlosem Schwimmen immer größer wird, weil die Zahl der Nichtschwimmer wächst. Eine Studie hat festgestellt, dass es insbesondere einen großen Unterschied bei den Nichtschwimmern gibt, abhängig von der Einkommensklasse der Eltern. Der Fühlinger See befindet sich neben Chorweiler und mehreren Stadtteilen, in denen viele Familien wohnen, die kein hohes Einkommen haben.“
Nach einiger Zeit ließ die Stadt Köln rechtlich prüfen, ob Badezonen im Fühlinger See möglich sind. Das Gutachten kam zu dem Schluss, dass das Schwimmen an bestimmten Stellen haftungsrechtlich und gefahrlos möglich sei. Daraufhin wurden vom Kölner Stadtrat und der Verwaltung notwendige Entscheidungen getroffen, die nun das legale und kostenlose Baden im Fühlinger See ermöglichen. Die Badezonen an Seen 1 und 7 sind nun besonders gekennzeichnet, bleiben aber unbewacht. Man schwimmt hier also weiterhin auf eigene Gefahr.
Vor der Freigabe wurden die Bereiche gründlich überprüft und gereinigt – sowohl über als auch unter Wasser. Taucher haben das Gewässer mehrfach auf Gefahren hin untersucht und dabei Müll wie Äste, Seile und Scherben entfernt. Diese Kontrolltauchgänge sollen künftig regelmäßig stattfinden. Zudem wird während der Badesaison täglich ein Sicherheitsdienst die Bereiche überwachen. Die Einrichtung der Badestellen wird voraussichtlich 27.550 Euro kosten, während die jährlichen Betriebskosten auf etwa 28.000 Euro geschätzt werden.
Der Fühlinger See ist nicht nur in Köln, sondern auch im Umland beliebt. Es kommen viele Menschen im Sommer in den Kölner Norden zum See. Dieterich kritisiert dabei die schlechte Anbindung der Seen per ÖPNV: „Das Problem ist doch, dass der Fühlinger See so schlecht mit dem ÖPNV angebunden ist, dass die S-Bahn ständig ausfällt, dass die Bustaktung so schlecht ist, dass die Menschen dazu gezwungen sind, wenn sie den Fühlinger See besuchen wollen, mit dem Auto hier anzureisen. Das muss man dringend angehen.“ In der letzten Zeit wurden bis zu 32.000 Fahrzeuge pro Saison an den Parkplätzen gezählt.
Um den See herum gibt es mehrere große Parkplätze, die vom April und bis Ende September, von Freitag bis Sonntag und an Feiertagen vier Euro pro Pkw und Tag kosten. An anderen Tagen ist das Parken kostenlos. Die Parksituation am See 1 ist aktuell etwas erschwert, weil der große Parkplatz 5 am See mit einer Unterkunft für Geflüchtete komplett belegt ist. Der nächste freie Parkplatz 4 liegt ihm direkt gegenüber.
Mattis Dieterich hat bei seinem Pressetermin am 17. Mai auf ein weiteres Problem aufmerksam gemacht: Für den Müll gibt es am See zahlreiche Müllbehälter aus Beton. Sie sind an gut besuchten Tagen oft überfüllt, und man ist praktisch gezwungen, die Grillasche in die Behälter zu kippen, was nicht selten zu Bränden führt: „Das Problem muss angegangen werden.“
Alexander Litzenberger
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