Der Gemeindesaal der Kirche St. Katharina von Siena in Köln Blumenberg war bei der Infoveranstaltung der Stadt Köln am 14. März voll. Die Organisatoren haben mit ca. 80-90 Interessenten gerechnet, gekommen sind mindestens 140. Kein Wunder, denn an dem Abend ging es um ein Thema, das sowohl Anwohner in Weiler, als auch potenzielle neue Bewohner brennend interessiert: Auf einer Fläche von ca. 6,3 Hektar im Ortsteil Weiler, am nördlichen Siedlungsrand zwischen Damiansweg, Mercatorstraße und Merianstraße, soll in ca. vier Jahren ein neues Stadtquartier entstehen. Es sollen ca. 390 Wohneinheiten, davon 260 in drei- bis fünfstöckigen Mehrfamilienhäusern und 130 als Reihenhäuser realisiert werden. Mit der Fertigstellung des neuen Wohnquartiers ist voraussichtlich 2022 zu rechnen.
Köln platzt aus allen Nähten, nach einigen Einschätzungen werden bis 2029 zusätzlich knapp 66.000 Wohnungen in der Rheinmetropole benötigt. Die geeigneten Grundstücke sind rar und die Not macht erfinderisch: Die Kölner SPD schlägt mittlerweile vor, Wohnungen über Parkplätze und Supermärkte zu bauen.
Für den Bau des neuen Quartiers wurden zwei Investoren ausgewählt: Die städtische GAG AG baut und verwaltet die Mehrfamilienhäuser, die VISTA Reihenhaus GmbH, ein Unternehmen der DORNIEDEN Gruppe, wird die Reihenhäuser bauen. 2017 wurde ein Wettbewerb für die Findung einer Konzeption für das neue städtische Wohnquartier ausgelobt. Sechs Architekturbüros haben daran teilgenommen, der Entwurf der Kölner Molestina Architekten GmbH hat der Jury am besten gefallen. Nach der Meinung der Juroren passt das Konzept optimal zu der bereits vorhandenen Bebauung und bietet den besten Lärmschutz. Die stark befahrene Merianstraße im Süden des neuen Areals erzeugt ja einen nicht unerheblichen Lärmpegel.
Die Wohnungen
Die Wohnungen der GAG werden als 1 bis 5-Zimmer Einheiten realisiert, 75% davon werden öffentlich gefördert, 25% frei finanziert. Alle Mehrfamilienhäuser sollen über eigene Tiefgaragenplätze verfügen.
Die VISTA Reihenhaus baut im Norden des neuen Quartiers seine bewährten Standardhäuser der Typen M (110 m2 Wohnfläche) und L (129 m2).
Jedes Haus bekommt eine Garage oder Stellfläche. Geheizt werden die Häuser mithilfe von zwei Blockheizkraftwerken. Die Hausbesitzer werden dann einen Vertrag mit dem Versorger mit einer Laufzeit von 10 Jahren abschließen müssen.Die ganze Siedlung bekommt in der Mitte eine grüne, nicht befahrbare Schneise, die als Treffpunkt für die Nachbarn und als Spielplatz für die Kinder dienen soll. Für die Kleinen aus der Siedlung ist außerdem ein eigener Kindergarten vorgesehen. Die Stadt Köln prüft zurzeit die Möglichkeit, eine Bus-Haltestelle nah am neuen Wohnquartier zu installieren. Ferner kommt wahrscheinlich eine neue Ampel an der Kreuzung Merianstraße/Deliastr. Weitere infrastrukturelle Maßnahmen sind nicht geplant.
Die Diskussion
Ein Großteil der Teilnehmer kam an dem Abend offensichtlich aus Weiler. Die größten Bedenken haben die Anlieger am Damiansweg in Bezug auf die schwache Kapazität der schmalen Straße, was womöglich zu Stoßzeiten zu Staus an der Kreuzung Merianstraße, besonders in der Bauphase führen kann. Dem wollen die Projektverantwortlichen mit der neuen Ampel entgegenwirken. Ferner wird der PKW-Verkehr der neuen Bewohner durch die Seitenstraße direkt am Eingang zum Wohnquartier abgefangen und somit der Druck auf den Damiansweg reduziert. Mehrfach wurde der Vorschlag angesprochen, die neue Siedlung zusätzlich über ihren nördlichen Teil mit der Mercatorstraße anzubinden, was aber keine Zustimmung bei den Verantwortlichen gefunden hat.
Die Anwohner des Damiansweg haben sich über bestehende Probleme mit der Kanalisation und der Vermüllung der Straße beschwert. Das soll jetzt durch die Ämter geprüft werden. Die Projektverantwortlichen sicherten den Anwesenden zu, dass alle Erschließungskosten von den beiden Investoren getragen werden.
Ein Bürger beschwerte sich über den kommenden Baulärm, den Lärm durch die Kinder in der Kita und leitete davon eine Wertminderung für die bestehenden Grundstücke ab. Die Rede war sogar von einer Klage gegen das Projekt.
Der Abend ist dennoch weitestgehend ruhig und sachlich verlaufen. Es waren viele junge Menschen anwesend, die sich wohl für den Neubau interessierten, sich aber nicht zu Wort meldeten. Und somit fehlte die „andere“ Seite in der Diskussion, nämlich die, die den Wohnraum dringend braucht. Dass es aber viele Interessenten geben wird, darüber besteht kein Zweifel. Denn der Standort ist optimal und die Bauträger versprechen attraktiven und bezahlbaren neuen Wohnraum.
16.03.2018, Alexander Litzenberger
Aus gegebenem Anlass: Richten Sie bitte keine Wohnungsanfragen an unsere Redaktion, wir haben auf die Vergabe der Wohnungen keinen Einfluss. Für die Vermietung ist nur die GAG AG zuständig: https://www.gag-koeln.de/mieten/mietwohnungen-suchen/