100 Jahre Eingemeindung – ein Grund zum Feiern!?

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Mit einer Gedenkveranstaltung im Vereinshaus erinnerte der Bürgerverein Worringen und das Worringer Heimatarchiv an die am 1. April 1922 vollzogene Eingemeindung der Bürgermeisterei Worringen in die Stadt Köln, die mit diesem Akt ihre Fläche um etwa 53km² – einem Viertel des damaligen Stadtgebietes- vergrößern konnte.

Nach zähen Verhandlungen zwischen Mitgliedern des Worringer Gemeinderates unter Bürgermeister Seul und dem Kölner Stadtrat mit Oberbürgermeister Dr. Adenauer stimmten damals die Vertreter der Bürgermeisterei Worringen, ohne weitere Abstimmung der Bevölkerung und gegen zahlreiche kritische Stimmen aus dem Landkreis, einer Eingemeindung zu. Die den Worringern gemachten Versprechen bezüglich der Verbesserung der Infrastruktur wurden nur zum Teil und mit erheblicher Verzögerung eingelöst, da hätten die Worringer besser auf das Datum der Unterzeichnung, 1.April, geblickt. Köln erhielt unmittelbar eine große Fläche zur Ansiedlung von Industrie und Gewerbe und bis in die Gegenwart die daraus resultierende Gewerbesteuer.

Worringen feiert 100 Jahre Eingemeindung.

Bis heute ist das Verhältnis des nördlichsten Stadtteils, des „Frontgebietes zu Düsseldorf“, wie Konrad Beikircher bei einem seiner Gastspiele im Vereinshaus einst trefflich bemerkte, zur Stadt Köln ein eher gereiztes. In Zentralköln schaut man eher verwundert auf den Appendix, wenn man ihn auf einigen Karten des Stadtgebietes denn abgebildet sieht, in Worringen fühlt man sich oft abgehängt und aus dem Fokus.

Dennoch fanden sowohl der Bürgerverein als auch das Worringer Heimatarchiv eine Gedenkveranstaltung zum 100. Jahr der Eingemeindung sinnvoll, konnte sie aber im April wegen der Pandemiemaßnahmen nicht durchführen. Doch auch der Kirmessamstag hat einen unmittelbaren Bezug zum Eingemeindungsvertrag, denn die Fortführung der traditionellen Dorfkirmes wurde dort ausdrücklich bestätigt.

Um 10.00 Uhr eröffnete Kaspar Dick, Vorsitzender des Bürgervereins Worringen, den Empfang mit der Begrüßung der Gäste und dem Dank an die Unterstützer, der Kreissparkasse, der Volksbank, der Currenta, der INEOS in Köln und der Bezirksvertretung des Bezirks 6, die die Durchführung der Veranstaltung erst ermöglichten. Dick betonte auch, dass die Worringer noch nicht vollständig ihren Frieden mit dem Eingemeindungsvertrag gemacht haben und Bürgerverein und Heimatarchiv daher weniger eine Feier als eine Gedenkveranstaltung planten.

Im Anschluss folgten Grußworte des Vertreters der Stadt Köln, Herrn Bürgermeister Dr. Ralf Heinen, sowie des Leiters der Bezirksvertretung, Reinhard Zöllner. Paul Reiner Weißenberg, 2. Vorsitzender des BüV Worringen zeigte in seiner Rede die kritischen Punkte auf, die den Worringern, wie auch den anderen Rheindörfern im Bezirk 6, häufig das Gefühl geben, an den Rand gedrängt zu sein: Seit Jahren versprochene und immer wieder aufgeschobene Infrastruktur für Straßen und Verkehrsanbindungen, eine Negierung von Lösungsansätzen im Bereich Schulen und Bildungseinrichtungen, die Vernachlässigung öffentlicher städtischer Einrichtungen wie das Vereinshaus, die Sportanlagen, der Krebelshof.

Nach einem mit Spendengeldern der KSK finanzierten kleinen Film, der die Eingemeindungsverhandlungen herrlich persiflierte, gab es ein launiges Gespräch zwischen Konrad Adenauer, dem Enkel des damals amtierenden Oberbürgermeisters und späteren Bundeskanzlers, und Vorstandsmitglied Detlef Friesenhahn. Musikalisch untermalt wurde der Festakt vom FORD Symphonie Orchester.

Bei einem anschließenden Imbiss blieb ausreichend Zeit für informelle Gespräche, die ja bei kriselnden Beziehungen zu einer Verbesserung der gegenseitigen Wertschätzung beitragen sollten, bis zur Verabschiedung der Gäste auf die am Vorabend vom Zacheies eröffnete traditionelle Kirmes.

Text und Fotos: Karl Heinz Neunzig, Mitglied und Beisitzer im Bürgerverein Köln-Worringen e.V.

Ausstellung anlässlich der Eingemeindung der Bürgermeisterei Worringen nach Köln. 19.-30.09.2022
Einst und noch immer die “Landreserve” im Linksrheinischen!??

Unter Oberbürgermeister Konrad Adenauer und Bürgermeister Seul wurden große Flächen im Jahre 1922 als “industrielle Landreserve” im linksrheinischen Norden nach Köln eingemeindet. Der Name Chorweiler stammt von dem Feuchtgebiet “Chorbusch” und von der Ortsbezeichnung des Stadtteils “Weiler”.

Der Kölner Norden ab Volkhoven, Longerich und Niehl wurde 1922 stadtkölnisch mit den Ortsteilen

Worringen, Roggendorf, Thenhoven, Brüngesrath, Fühlingen, Weiler, Langel, Rheinkassel, Feldkassel, Kasselberg, Merkenich

und weiteren Ländereien, die im Laufe der Zeit bebaut wurden z. B. Neue Stadt/Chorweiler, Heimersdorf, Seeberg, Lindweiler, Blumenberg. Die Eingemeindung von Esch, Pesch, Auweiler folgte 1975. Verantwortlich für die Ausstellung ist der Bürgerverein Köln-Worringen e.V. und das Heimatarchiv Worringen e. V. mit freundlicher Unterstützung der Kreissparkasse Köln-Worringen.

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