Adrian Roman (38, Berater und Coach) fährt seit 21 Jahren Auto: Opel, Honda, BMW. Hauptsächlich Benziner, aber auch einen Diesel. Seit knapp zweieinhalb Jahren ist er ein leidenschaftlicher Anhänger des E-Autos. Nachdem er mit seiner Familie aus der Kölner Innenstadt nach Blumenberg umgezogen ist, kam ein Zweitwagen dazu: „Weil man im Kölner Norden halt auf das Auto angewiesen ist.“ Und es war sein erster Toyota-Hybrid.
Chorweiler-Panorama (CP): Herr Roman, was hat Sie dazu bewogen, auf die E-Mobilität zu setzen?
Adrian Roman (AR): Mit dem Toyota-Hybrid ist meine Frau kurze Strecken gefahren. Kindergarten, Einkaufen usw. Wir haben festgestellt, dass zum einen das Fahrgefühl bei Elektro sehr schön ist. Und zum anderen waren es deutlich weniger Benzinkosten. Und dann kamen der Dieselskandal und Fridays for Future. Wir versuchen umweltbewusst zu leben. Also dachten wir, dass der Dieselsprit zwar günstig, aber schlecht für die Umwelt ist.
CP: Es gibt viele Menschen, die es bestreiten würden.
AR: Ja, klar. Solche Diskussionen führe ich fast wöchentlich (lächelt). Die Entscheidung stand aber fest: Der Diesel kommt weg. Und was holen wir uns? Dann sagte ich, wenn es mit dem kleinen Hybrid (Toyota) klappt, warum holen wir nicht einen großen? So ist der BMW 225 XE, ein gebrauchter Leasingrückläufer, unser Familienauto geworden. Viele schimpfen auf die Hybrid-Autos und behaupten, es wäre Betrug, weil die Autos nur Kurzstrecken von 40 bis 80 km vollelektrisch schaffen. Das war aber genau die Absicht der Autobauer. Denn die meiste Zeit werden viele Autos nur auf Kurzstrecken benutzt. Laut der Anzeige in meinem Auto in den 2,5 Jahren sind wir 19. Tsd. km rein elektrisch gefahren! Wie viel Benzinkosten das sind, kann jeder selbst ausrechnen. Mit dem Benzinantrieb sind wir in der Zeit knapp 40. Tsd. km Langstrecke gefahren, mit dem waren wir zum Beispiel zweimal im Urlaub.
Der kleine Toyota kam dann weg und unser zweites Auto ist jetzt ein vollelektrischer BMW i3. Weil ich Blut, sozusagen, geleckt habe (lacht). Wir wollten keinen Benziner mehr. Den elektrischen BMW haben wir im August 2019 für zwei Jahre privat geleast. Er schafft 300 km, wirklich. Es sei denn, wir haben Minustemperaturen, dann ist es etwas weniger Reichweite.
CP: Es wird immer wieder behauptet, dass die Umweltbilanz von E-Autos schlechter als von den üblichen PKW ist.
AR: Das stimmt nicht. Die CO2-Bilanz bei der Produktion eines E-Autos ist ungefähr genauso wie vom Benziner. Und auf der Straße ist sie sowieso besser. Man vergisst oft, dass die Herstellung des Benzins aus dem Erdöl auch Unmengen an Strom und CO2 kostet. Und beim E-Auto gibt es keinen „Vermittler“, der Strom wird direkt für die Fortbewegung eingesetzt. Und es gibt schon erste Batterien ohne Edelmetalle.
CP: Warum die Marke BMW? Es gibt doch mittlerweile ziemlich viel Auswahl an E-Autos.
Ich mag die Marke einfach. Außerdem war die Kombination von Leasingrate und Reichweite beim i3 optimal. Ein vergleichbares Modell wäre der Renault Zoe, er ist auch ein Kleinwagen. Aber bei dem muss man Batterie-Miete zahlen. Es ist doch bescheuert …
CP: Der ÖPNV ist im Kölner Norden bekanntlich schlecht entwickelt. Wie sieht es mit der Infrastruktur für die E-Autos hier aus?
AR: Nicht so gut. Zurzeit baut die RheinEnergie ihr Netz an Ladestationen in der Stadt aus. Aber ich habe keine Ahnung, wie lange sie noch brauchen. Bei uns in Blumenberg gibt es gar keine öffentliche Lademöglichkeit. Ich kämpfe darum, aber es bringt bisher nichts, scheinbar ist unser Stadtteil zu weit außerhalb und uninteressant. Obwohl ich der Meinung bin, dass es gerade hier genug Familien gibt, die sich ein E-Auto zulegen würden. Ansonsten gibt es im Gewerbegebiet Feldkassel zwei Ladestationen. Da fahre ich ab und zu hin, um das vollelektrische Auto aufzuladen. Für den Hybrid lohnt es sich nicht, weil diese acht bis zehn Kilometer für Hin und Zurück verbrauchen ziemlich viel Strom der kleinen Batterie. Den lade ich immer in der Garage auf. Ein Plug-in-Hybrid loht sich wirklich nur für Menschen, die zu Hause die Möglichkeit haben, ihn aufzuladen. Wir hatten anfangs keinen Stromanschluss in der Garage, und es kostete relativ viel Geld, ihn nachzurüsten. Anfangs habe ich immer mit einem Verlängerungskabel vom Haus zur Garage geladen. Falls jemand auch aus dem Haus laden muss, sollte er bitte ein geeignetes dickes Baustellenkabel nehmen, das die Stromstärke über Stunden ohne Überhitzung aushält. Das sage ich aus eigener Erfahrung (schmunzelt).
Laut der Anzeige in meinem Auto in den 2,5 Jahren sind wir 19. Tsd. km rein elektrisch gefahren!
Das öffentliche Ladesäulen-Netz ist also im Kölner Norden sehr rar. Rechtsrheinisch ist es aber noch schlimmer. Wir haben Freunde in Porz, dort gibt es eine einzige Ladesäule bei Aldi und diese dürfen nur Kunden für höchstens eine Stunde benutzen. Überhaupt ist in Köln die Situation miserabel.
CP: Wie ist die Situation auf der Autobahn?
AR: Deutlich besser. Nahezu jede Raststätte hat zumindest eine Ladesäule. Ich bin mit dem vollelektrischen BMW nach Frankfurt gefahren. Ich hätte überall anhalten und laden können.
CP: Und im Ausland?
AR: Mit dem Vollelektro war ich noch nicht im Ausland. Ich sprach mit einem Holländer und er meinte, dass dort das Ladesäulen-Netz sogar etwas besser sein soll als bei uns.
Und das machen die Niederländer auch besser: Jeder deutsche Betreiber hat seine eigene Ladekarte oder App, ich habe ca. 10 Stück davon auf meinem Smartphone. Für jede App muss man sich registrieren und ein Bezahlmittel hinterlegen. Das ist suboptimal. In den Niederlanden gibt es nur eine App für alle Anbieter!
CP: Ist es denn so, dass das E-Auto bzw. der Hybrid im Unterhalt, wie behauptet wird, günstiger als das konventionelle Auto ist?
AR: Ja. Erst mal zahle ich für das E-Auto keine Steuern, für den Hybrid sind 30 Euro im Jahr fällig. Ferner ist die Inspektion beim E-Auto deutlich günstiger, weil nur die Bremsen und die Batterie gecheckt werden müssen. Kein Ölwechsel, keine Zündkerzen, kein Filter (Link). Dazu sind viele öffentliche Ladesäulen kostenlos.
CP: Unterscheidet sich das Fahrgefühl beim E-Auto vom „normalen“ Auto?
AR: Wenn man in einem „normalen“ PKW mit Automatik fährt, merkt man leicht die Schaltung der Gänge, beim Gasgeben gibt es immer eine Verzögerung, bis der Motor reagiert. Das hast du beim Elektro nicht: In dem Moment, in dem du aufs „Gas“ drückst, wirst du in den Sitz gepresst. Wer also Sportlichkeit mag, für den gibt es nichts Besseres als ein Elektroauto.
Wenn man aber etwas ruhiger fährt, hat man das Gefühl des Schwebens über die Straße. Es ist einfach gemütlich, leise, direkt. Es gibt das sogenannte One-Pedal-Driving, mit dem fährt man praktisch nur mit dem „Gaspedal“. Und sobald ich das Pedal loslasse, bremst der Wagen automatisch und gewinnt Energie aus dem Bremsvorgang – sogenannte Rekuperation. Schon nach zwei Wochen hatte ich es raus, wann ich anfangen soll, vom „Gas“ zu gehen, um da hinten zum Stehen zu kommen. Das Bremspedal nutze ich mittlerweile nur für die Vollbremsung.
CP: Wenn jemand noch kein E-Auto hat, bekommt er kalte Füße bei der Vorstellung, dass die Batterie noch weit vor dem Ziel leer wird und man nicht mehr weiter kommt. Wie realistisch ist so eine Situation?
AR: Völliger Schwachsinn (lacht). Auch bei einem Benziner kann der Tank komplett leer gefahren werden …
CP:… Na ja, eine Tankstelle findet man meistens im Umkreis von 5 Kilometer …
AR: Reden wir über lange Strecken? Wenn ja, dann hat jede Raststätte eine Ladesäule. Und um die Batterie auf 80 % aufzuladen, braucht mein Auto knapp eine halbe Stunde. Die kann man nutzen, um einen Kaffee zu trinken oder auf die Toilette zu gehen.
Trotzdem hat Deutschland einen großen Nachholbedarf. In Norwegen oder Schweden gibt es Ladesäulen an jedem Parkplatz, da müssen wir hin.
CP: Sehen Sie oft Elektroautos auf den Straßen im Kölner Norden?
AR: Ich habe schon des Öfteren auch einen kleinen BMW i3 gesehen, aber sonst … Man muss ja schon sehen, dass ein rein elektrisches Auto aufgrund des hohen Preises ein Luxusgut ist. Dennoch, gerade die, die es sich leisten können, sollten ernsthaft über das Thema nachdenken. Es geht doch wirklich um das Klima. Es klingt zwar etwas apokalyptisch, aber es ist ernst. Wenn es so kommt, wie vorhergesagt wird, dann brauchen wir bald gar keine Autos mehr.
CP: Wie sehen Sie die Zukunft der elektrischen Autos?
AR: Sehr optimistisch. Schauen Sie, der Verbrennungsmotor blickt auf eine 150-jährige Geschichte zurück. Der elektrische Antrieb wird erst in den letzten 10 Jahren entwickelt. Und wir machen dabei wirklich gute Fortschritte! Die Nachfrage muss natürlich weiter steigen, damit Schwung in die Elektromobilität kommt.
Alexander Litzenberger
"Wir haben mit dem vollelektrischem BMW eine Woche Urlaub an der Nordsee gemacht. Mit zwei Erwachsenen, zwei Kindern, Gepäck und Bollerwagen. Alles hat in den Kofferraum gepasst. Und für die 750 km Hin- und Rückfahrt haben wir gerade mal 29 Euro "Spritkosten"!
Stromtankstellen im Kölner Norden
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